Vom Zufall

Wir verbringen Weihnachten in meiner alten Unistadt Magdeburg. Heute Abend wollten wir auf den Weihnachtsmarkt, an unserem früheren Lieblingsglühweinstand, Glühwein trinken. Es ist nur einem glücklichen, kleinen Zufall geschuldet, dass meine Familie heute Abend nicht dort war. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unter den Verletzten oder Toten gewesen wären, wäre hoch, denn mein Lieblingsglühweinstand ist auf dem Video, das durchs Netz geistert und zeigt, wie das Auto über den Weihnachtsmarkt gesteuert wird und reihenweise Menschen erfasst, gut zu sehen. Seit Stunden steht der Hubschrauber über der Innenstadt. Ab und zu hört man noch vereinzelt Sirenen. Die Straßenbahnen fahren leer. Und trotzdem ist es auf einmal, als ob Magdeburg den Atem anhält. Es ist zu still. Es ist furchtbar. Und ich bin irgendwie konfus, komme nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass mein Handy permanent piept. Es haben doch deutlich mehr Menschen mitbekommen, wo wir die Feiertage verbringen, als ich ...

Von Blitzlichtern: am See

Wie zufällig kommen wir vom Weg ab und breiten die Decke am Ufer des Sees aus. Trotz der Bäume sind wir noch immer vom Weg aus gut zu sehen, aber vermutlich werden wir keinen verborgeneren Platz als diesen finden. Deshalb lassen wir uns hier nieder. Die Decke liegt auf seltsamen Gewächsen, die Dornen haben, die spitz sind und wehtun. Aber nicht einmal das hält uns auf. 

Er schiebt schützend seine Hand unter meinen Kopf und küsst mich. Küssend verlieren wir uns in einander. Nur ab und an weichen wir atemlos auseinander, wenn Stimmen anderer Spaziergänger an unser Ohr dringen. Später tun wir das nicht mehr. Und als er zwischen meinen Schenkel kniet und sich seine Finger in mir bewegen, ist es mir sogar ziemlich egal, ob uns gerade jemand zusieht. Stattdessen lege ich den Kopf in den Nacken, stöhne leise, aber hemmungslos und nehme nichts mehr wahr außer ihm, meiner Lust und dem leisen Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume.

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