Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen.

Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sein. Aber für heute möchte ich das Gefühl konservieren. Er spricht es nicht aus, vielleicht fühlt er es nicht einmal, aber ich fühle mich geliebt. Ich fühle mich so geliebt, wie ich mein Leben lang selber geliebt habe: selbstlos. Noch nie hat mich jemand auf diese Weise geliebt. Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl für immer festhalten. So achtsam behandelt, so sehr gemocht zu werden fühlt sich zutiefst heilsam an.

(Und wenn das keine Liebe ist: Wie glücklich darf sich nur ein Mensch fühlen, der von ihm geliebt wird?)

Kommentare

  1. Das klingt schön.

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  2. "Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht."

    Wie kommst Du zu diesem Schluss? Könnte es nicht auch sein, dass er es wirklich so meint, wie er es sagt? Auf alle Fälle wünsche ich Dir von ganzem Herzen, dass er es so meint!

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    1. Oh, ich habe keinerlei Zweifel an ihm. Er meint das absolut so. Es geht ihm um mich. Aber mir geht es halt um ihn.
      Wir haben beide den jeweils anderen sehr im Anblick. Das ist neu für mich.

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  3. Ja, das ist es: Liebe.
    Und besser wird es nie mehr, daher - halte das fest, oft, lange.

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    1. Hm.
      Meinst du?
      Ich weiß nicht, was das ist. Aber ja, ich halte es (ihn) fest. Und um ehrlich zu sein, geht es mir in genau diesen Momenten, nämlich während ich ihn festhalte, am Besten.

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