Von der Angst

Während ich mit dem Auto zum Gynäkologen fahre, legt sich die Morgensonne wärmend auf mein Gesicht und kitzelt meine Nasenspitze. Aus den Feldern und Wiesen, durch die mich mein Weg führt, steigt Nebel. Die Sonne lässt die unzähligen kleinen Wassertropfen im Licht glitzern. Max Raabe singt, dass heute ein guter Tag ist, um glücklich zu sein. Und ich denke, dass es schon merkwürdig ist, wie schön das Leben ist. Besonders in den Momenten, in denen es sich am zerbrechlichsten zeigt. Also wenn du, der du diese Zeilen im Augenblick liest, gerade etwas Zeit hast, dann drücke mir doch ein bisschen die Daumen. Ich würde mich darüber freuen. Denn ich sitze jetzt im Wartezimmer meines Frauenarztes, der gleich nachsehen wird, wie sich der kleine Tumor, der sich in mir befindet, in den letzten Wochen entwickelt hat. Und obwohl ich zuletzt recht entspannt damit war, dass sich in mir etwas befindet, was da eigentlich nicht hingehört, bin ich es jetzt gerade nicht mehr.  Aber ich atme einfach weiter.

Vom Lottogewinn

"Wenn ich hundertzwanzig Millionen gewinne, behalte ich zwei oder drei Millionen. Mehr brauche ich zum Leben nicht.", sagt er und lächelt leicht. "Mit dem Rest des Geldes gründe ich eine Stiftung und stelle ich dich ein. Du kannst reisen und mit Menschen ins Gespräch kommen und verschenkst das Geld."

Sein Lächeln vertieft sich, während er mich ansieht.

"Ich meine nicht, dass du irgendjemandem ein Haus für 200 000 Euro kaufen sollst. Sondern du sollst herausfinden, was den Menschen fehlt und ihnen das geben, was sie glücklich macht. Keine Ahnung. Fahr mit Spielzeug in ein Krankenhaus, besuche die Kinderstation und verschenke es. Bring Menschen zum Lächeln und tu Gutes im Kleinen. Ich könnte mir niemanden Besseren als dich für diesen Job vorstellen."

Ich muss auch lächeln. Bei jedem anderen Menschen würde ich bezweifeln, dass er sich mit zwei oder drei Millionen begnügen würde. Ihm glaube ich jedes Wort. Vermutlich würde er sich ein kleines Haus kaufen, irgendwo in Randlage, mit Blick auf ein Feld oder irgendwo im Wald gelegen. Er erzählt manchmal, dass er eine große Blühwiese pflanzen und nur in der Mitte einen kleinen Platz mähen würde, um eine Hängematte hinzustellen. Vielleicht würde er auch noch ein besseres Fahrrad kaufen, als das, was er jetzt fährt. Aber das wäre es vermutlich.

Jedenfalls: Es gibt sie noch, die guten Menschen, irgendwo da draußen. Soviel ist sicher. Und wie schön wäre es, würde er im Lotto gewinnen...

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