Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Schwindel

In letzter Zeit ist mir oft schwindelig. Hauptsächlich dann, wenn ich mich hinlege oder mich im Liegen von einer Seite zur anderen umdrehe. Wenn ich aufstehe, verschwindet das Schwindelgefühl meistens. Nur morgens, direkt nach dem Weckerklingeln, begleitet es mich noch für ein paar Minuten. Dann muss ich aufpassen, dass ich keine abrupten Bewegungen mit dem Kopf vollführe, weil es mir sonst die Beine wegzieht. Vor kurzem hatte ich mir vorgenommen, deswegen mal zum Arzt zu gehen. Aber dann verschwand der Schwindel wieder.

Nun ist er, seit ein paar Tagen, wieder da. Morgens muss ich aufpassen, dass ich nicht zu schnell aufstehe und mich nicht zu ruckhaft bewege, damit ich nicht umfalle. Heute hatte ich, nach einem wirklich harten Arbeitstag, zum ersten Mal auch tagsüber etwas vom Schwindel. Auf der Heimfahrt, nach der Arbeit, hätte ich am liebsten, wie ein kleines Mädchen, losgeheult. Vor Erschöpfung, Wut und Frustration über die Herausforderungen, die mein Arbeitstag für mich bereithielt. Ein Kundengespräch das wirklich miserabel verlaufen ist, obwohl mein Chef meine Leistung vor dem Kunden gelobt und mich mehr als in Schutz genommen hat. Die Nachricht, dass sich die anwesende Hälfte von meinem neuen Team erstmal krankgemeldet hat. Und eine nicht zu bewältigende Liste an Aufgaben, die mir per Mail von der verbleibenden Mitarbeiterin zugestellt wird, die vermutlich ab Donnerstag langfristig arbeitsunfähig ist. Kurz gesagt: Ein Tag zum in die Tonne hauen.
Und zack: Schwindel. Mitten auf der Autobahn. Also: Das Auto, so gut wie möglich, auf den Seitenstreifen gelenkt und gewartet, dass das Schwindelgefühl vorbeizieht und ich wieder gerade gucken kann. Unschön. Ich muss mich wohl doch mal dazu zwingen, einen Termin beim Arzt zu machen.

Oder mir bleibt das erspart. Denn vielleicht überlebe ich den morgigen Tag ja gar nicht. Morgen habe ich ein Personalgespräch zur Erläuterung einer außerordentlichen Kündigung mit einem glatzköpfigen Albaner, der von Kopf bis Fuß mit Knasttattoos geschmückt ist. Er ist ziemlich temperamentvoll, sehr laut und wird rasend schnell aggressiv. Verbal, aber gerne auch unter Einsatz körperlicher Präsenz. Morgen will er mit einem Kumpel vorbeikommen. Bin hoch erfreut. Frage mich seitdem, ob er eher der Waffen- oder der Messertyp ist. Tippe auf Messer. Mal abwarten.
Wenn wir uns nicht mehr hier lesen, lesen wir uns in den Nachrichten.

Kommentare

  1. Häh?
    Du willst jetzt nicht im Ernst das Gespräch mit dem Typen und seinem Konsorten alleine führen?
    Der Kumpel hat nun dabei erst mal gar nix zu suchen. Lass den ja nicht rein! Und such Dir wen, der dabei ist!
    Ich mag nichts in der Zeitung lesen, von wegen "junge Frau bei der Arbeit erststochen, erwürgt, wasauchimmer" !

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    1. Ich habe gerade gesehen, dass ich nur die halbe Wahrheit geschrieben habe: Der Termin mit dem Typen + Kumpel wurde mir in den Kalender gelegt. Ich selbst wäre gar nicht auf die Idee gekommen.
      Aber: Ich lebe noch. Das Gespräch habe ich abgebügelt. Ich habe ihn morgens nochmal angerufen. Bei dem Gespräch kam raus, dass er so oder so klagen will. Also habe ich ihm alles Gute gewünscht und ihn darüber informiert, dass es dann ja reicht, wenn wir uns zukünftig nur noch über unsere Anwälte unterhalten. ;-)

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  2. Oh das klingt alles nicht schlimm. Vielleicht ist der Schwindel wegen der vielen emotionalen Situationen? Aber lass es abklären, damit ist nicht zu spaßen. Ansonsten, der nette ex Kollege oder wer das ist, der kann ja gerne seinen Kumpel mitnehmen, doch was soll er dort? Soll er dich mit einschüchtern, oder seinen Kumpel etwas besänftigen, die Stimme der Vernunft sein? Egal warum er mitkommt, du hast jeden Recht dazu zu sagen das er bei dem Gespräch nicht mit rein darf oder dir selber jemanden zur Untersützung oder/& Schutz dazu zu holen.

    Lg Nicky

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    1. Jupp. Ich plane immer noch, dass zeitnah mal abklären zu lassen. ;-) (Himmel. Ich hasse Ärzte. Und habe es immer noch nicht auf die Reihe bekommen...)
      Ich hab den Ex-Mitarbeiter plus Kumpel ausgeladen. Wir regeln das über unsere Anwälte. So können wir uns beide sicher fühlen. Das ist mir lieber.

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  3. Guten Abend Muschelmädchen.

    Der Schwindel hört sich wie ein Lagerungsschwindel an. Der wird dann von sich gelösten Ablagerungen im Innenohr hervorgerufen, die bei bestimmten Bewegungen die Flüssigkeit, die für den Gleichgewichtssinn benötigt wird blockiert.
    Meine Ärztin hat mich auf der Liege unsanft ein paar Mal rumgeworfen und dann war das wieder weg.
    Und bei dem anstehenden Termin kann ich auch nur davon abraten, sich den beiden Männern alleine zu stellen.
    Da sollten Sie auf jeden Fall noch einen Mitarbeiter ( vielleicht vom Betriebs- oder Personalrat) dabei haben.

    Liebe Grüße
    Frau Morphiium

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    1. Liebe Frau Morphium,

      ich glaube auch, dass das Lagerungsschwindel sein könnte. So hat das Tante Suchmaschine mir auch ausgespuckt. Du hast eine tolle Ärztin - du wohnst nicht zufällig im Norden und kannst sie mir empfehlen? Mein Vertrauen zu meinem derzeitigen Hausarzt ist nämlich nicht sonderlich groß...

      Den Mitarbeiter-Termin habe ich direkt am nächsten Morgen gecancelt. Für ein klärendes Gespräch wäre ich offen gewesen, aber dann nur zwischen dem ehemaligen Mitarbeiter und mir. Da das für den Mitarbeiter keine Option war, regeln wir alles weitere über unsere Anwälte. Das sollte dann ja auch passen. ;-)

      Liebe Grüße zurück.

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