Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Lebenszeichen

Im Moment fehlen mir sowohl die Zeit als auch ein bisschen die Kraft, um zu bloggen. Brrrrt. Ich brauche ein unverplantes Wochenende zum schlafen, schreiben und Seele baumeln lassen.
Kurzzusammenfassung:

  • Ein Mitarbeiter, den ich sehr mag, hat um Kündigung gebeten. Als Grund hat er (schriftlich) angegeben, dass er die Arbeit nicht schafft, weil seine Hände für so viel Arbeit zu klein sind. Ich musste ein bisschen kichern, als ich das las.
  • Mir wurde heute ein Magdeburgerischer Dialekt unterstellt - das ist URST furchtbar! Denn ich liebe Hochdeutsch. Und auch wenn ich Magdeburg für eine unterschätzte und großartige Studentenstadt halte, bin ich überzeugt davon, dass ich hochdeutsch spreche. Allerdings weiß ich, dass ich Dialekte tatsäch schnell annehme. Aber es kann doch wohl nicht wahr sein, dass man nach neun Jahren noch hört, dass ich da mal studiert habe?! Habe beschlossenen, nur noch zu berlinern. Pah!
  • Die Mädels aus dem neuen Büro sind echt witzig. Ich gebe ihnen ein wenig, wirklich nur ein klitzekleines bisschen, Arbeitsstruktur an die Hand und sie reagieren absolut dankbar und mehr als begeistert. Das ist völlig faszinierend. Bisher war mir nicht bewusst, dass man Menschen mit ein paar Aktenschütten, einigen festgelegten Ablageorten und diversen Arbeitsmitteln so glücklich machen kann. Das macht mir echt Freude. Ich frage mich, wie sie erst reagieren, wenn ich die Arbeit so systematisiert habe, wie es mir eigentlich unter den Nägeln brennt. Laufen wir dann alle nur noch völlig euphorisiert durch die Gegend und reißen die Weltherrschaft an uns?
  • Erst jetzt, seitdem ich woanders arbeite, wird mir klar, wieviel ich wirklich in den letzten vier Jahren in meinem Job gelernt habe. Das ganze Wissen, dass ich momentan durch die neue berufliche Situation abrufen muss, war mir gar nicht bewusst. Ich habe mich heute zum ersten Mal in meinem Leben gefragt, ob ich in meinem Beruf vielleicht doch gar kein Hochstapler bin. Vielleicht kann ich mehr, als ich glaube.
  • Ich habe heute jemandem von einem Konzept überzeugt, das er gar nicht hören wollte, weil er es von Anfang an abgelehnt hat. Das hat mir Spaß bereitet. Ich mag es, zunächst ganz sanft an Überzeugungen zu ruckeln, ehe ich sie gänzlich umstürze. Es erstaunt mich selbst, dass in mir ein Verkäufer steckt. Wer hätte gedacht, dass aus dem sozialphobischen Mädchen, das früher einmal im Kleiderschrank wohnen wollte, ein Vertriebler werden könnte? Ebenso überrascht bin ich davon, dass ich offenbar eine Art natürliche Autorität besitze. Ich werde ernst genommen. Von Mitarbeitern und Lieferanten. Ohne Diskussionen. Das ist alles andere als selbstverständlich. Wie ich an meinen Kollegen sehen kann. Aber offenbar strahle ich es aus, dass ich mir nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lasse. Das ist überraschend.
  • Aber ich merke auch, dass mich der Job mitnimmt. Nachts liege ich manchmal wach. Zumindest die letzten drei Nächte. Dann schreibe ich innerlich To-Do-Listen, damit ich weiß, wann ich welche Aufgaben am nächsten Tag erledigen muss. Und ich mache mir Sorgen. Über die Dinge, die noch nicht gut funktionieren und die ich irgendwie verbessern muss. Ich bin ehrgeizig. Will gut sein in den Dingen, die ich tue. Beides halte ich für wichtig. Aber ein wenig mehr Distanz zum Job würde mir sicher auch nicht schaden.

Kommentare

  1. Liebes Muschelmädchen,
    lass das innerliche Todolistenschreiben. Leg dir nen Block und Stift ans Bett und schreib's direkt auf. "Das löscht die Flammen im Kopf" sagte mir mal ein Herzensmensch. Recht hatte er.
    LG
    Gwen

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    1. Das klingt so einfach ;-) Wusstest du, dass es nachgewiesen ist, dass es Nacht-Depressionen gibt? Das ist tatsächlich so. Nachts, im Dunkeln, wirkt alles viel dramatischer und nicht zu bewältigen.
      Aber deinen Tipp werde ich mal ausprobieren. Danke dafür!

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  2. Das klingt sehr gut, das klingt nach Aufwertung deines Selbst, nach Selbstbewusstsein. Behalte es dir! In allen Lebenslagen!

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    1. Das ist ein guter Vorsatz - den nehme ich so mit. Vielen Dank. :-)
      (Und auch ein riesiges Danke für die andere Sache. Aber dazu an anderer Stelle mehr. :-))

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  3. ja, innerlich to do Listen sind die Pest, ich schreibe mir selbst eine kurze Mail ins Büro und dann ist der Kopf frei

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    1. Auch mitten in der Nacht?
      Ich fürchte, wenn ich mitten in der Nacht auch noch auf mein Handy sehe, bin ich völlig wach. Trotz Blaufilter. Vielleicht versuche ich beim nächsten Mal einfach wieder orange Schäfchen zu zählen...

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  4. Also ich hatte in einer Stressphase, wo ich auch nicht wirklich abschalten konnte, ein analoges Diktiergerät neben mir liegen und auch tagsüber quasi fast ständig bei mir. Wenn mir was einfiel hab ich drauf gesprochen und der Gedanke war gesichert und meist auch zeitnah aus dem Kopf...

    Vorteil in der Nacht: Kein Licht erforderlich! Kein Tippen auf dem Handy oder aufschreiben, was man am nächsten Morgen aufgrund vieler Fehler nicht mehr "übersetzen" kann...

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    1. Das ist eine tolle Idee! Ich finde alles gut, was man im Dunkeln ohne Licht tun kann. Denn wenn ich das Licht anschalte, bin ich sofort gänzlich wach.
      Danke!

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