Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Klischeefrau in mir

Manchmal fühle ich mich so gar nicht weiblich. Dennoch bin ich aber eine Frau. Folgende Indizien sprechen, natürlich unter anderem, dafür:
  1. Ich habe ziemlich viele Schuhe. Und obwohl ich liebend gerne mit angegammelten Chucks durch die Welt tobe, besitze ich ziemlich viele High Heels. Die viel zu selten das Tageslicht erblicken. Fürchterlich. Ich bin Schuhquälerin.
  2. (Ich habe Brüste. Das ist ein ziemlich schlagkräftiges Argument, wenn man die Größe bedenkt. Aber darauf wollte ich nicht hinaus.)
  3. Blumen. Ich mag Blumen. Bevorzugt ungeschnitten und mit Wurzeln. Wenn ich könnte, wie ich wollte, hätte ich eine Hängematte auf einer eigenen Feldblumenwiese. Zum träumen.
  4. Bei Liebesfilmen fange ich an zu heulen. Außerdem trinke ich gerne dabei Wein. Und wenn es mir schlecht geht, mache ich dabei einen auf Bridget Jones. Eine Rolle, die man mir höchstpersönlich auf den Leib geschneidert hat. Mit Schlafanzügen kann ich auch bezaubern. Und nicht nur mit einem ultra-erotischen Bauchweg-Schlüpper. Ich hab mehrere davon.
  5. Einmal im Monat drehe ich pms-bedingt durch. Dinge, die mir sonst ein müdes Schulterzucken entlocken, bringen mich abwechselnd zum Weinen oder zum Wüten. Es kann aber auch gut sein, dass ich mitten in einem Weinkrampf anfange, über mich selbst zu lachen. Denn es ist ja nicht so, dass ich es nicht merke, wenn ich mich dämlich verhalte. Nur... steuert in eben diesen Momenten der Körper die Gefühle. Ich reagiere lediglich auf seine Forderungen. (Vermutlich werde ich eines Tages eine ziemlich witzige Schwangere - aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich meinen zukünftigen Mann mit meinen Hormonschwankungen in den Wahnsinn treiben!)
  6. Ich gebe grundsätzlich all den Dingen, die sich um mich herum befinden, Namen: Da ist die Kaffeemaschine Hertha, der Staubsauger Alf, die Kamelie namens Kamilla, das Auto Günther, der Gartenzwerg Heinrich und nicht zu vergessen meine Brüste: Pinky und Brain.
  7. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, habe ich das Gefühl, dass ich kaputte oder besonders unattraktive Gegenstände retten muss: Den dreibeinigen Beistelltisch, den Teddy ohne Ohr, die Schale mit dem Sprung, das schimmlige Koffergrammophon. Während ich versuche, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, male ich mir aus, welche Geschichten sich hinter all den Dingen verbergen. Meistens verliere ich darüber mein Herz. Es gibt tatsächlich den einen oder anderen Gegenstand in meinem Besitz, der mir sehr viel bedeutet.
  8. Ich liebe Punkte und Streifen. Egal ob auf Kleidung, Duschvorhängen, Tassen, Gartenzwergen, Blumentöpfen, Kisten, Regenschirmen oder allem anderen. Pünktchen und Streifen machen mich glücklich. Und als ich klein war, war "Pünktchen und Anton" eines meiner Lieblingsbücher.
  9. Ich bin extrem gut in Mädchenkonversation! Allerdings betreibe ich sie nie ernsthaft, sondern in der Regel, um meinen Gegenüber zu foppen. Beispiel gefällig? Er: "Ich finde, du hast sehr weiche Gesichtszüge." Ich: "Aber es haben doch nur dicke Frauen weiche Gesichtszüge - soll das heißen, du findest mich fett?!" Was haben wir gelacht.
  10. Ich habe einen Figurkomplex. Niemals und nie war ich glücklich mit meinem Aussehen: Das Haar zu fein, der Bauch zu dick, die Brüste zu groß. Und überhaupt habe ich gar keine Klamotten, die mir passen und gut an mir aussehen - ich schwöre es! All das - siehe Punkt 1 - kompensiere ich mit Schuhen und Taschen. Aus denen wächst man wenigstens nicht heraus.
  11. Dreimal in der Woche nehme ich mir vor, ab dem kommenden Montag eine Diät anzufangen, um endlich dünn zu werden. Diesen Vorsatz verschiebe ich 52 Mal im Jahr. Gutes Essen ist einfach zu lecker. Und macht außerdem glücklich.
  12. Wenn mir andere Menschen dabei zusehen, kann ich nicht einparken. Ehrlich nicht. Obwohl ich das zu Fahrschulzeiten wirklich gut konnte, egal ob vorwärts, rückwärts, seitwärts oder wie auch immer. Kartenlesen ist auch nicht meins. Ohne Navigation bin ich verloren. Dafür begeistere ich aber regelmäßig an der Ampel andere Autofahrer mit meinen Tanz- sowie Gesangseinlagen am Steuer. Das gleicht doch alles aus, oder? Und hey. Rechts und links kann ich sogar unter Zeitdruck von einander unterscheiden!
  13. Ich bin gerne sexy. Obwohl selten bis nie im Einsatz, besitze ich durchaus eine beträchtliche Auswahl an Strapsen, Corsagen und Reizwäsche. Allein der Umstand, als einzige zu wissen, was ich unter meiner Kleidung trage, sorgt häufig dafür, dass ich im Alltag mit mehr Selbstvertrauen auftrete. (Gilt übrigens auch für Liebeskugeln. Aber das ist dann wohl eine andere Geschichte.)
  14. Gewisse technische Gegenstände, wie etwa meinen Laptop, kaufe ich durchaus auch mal nach Aussehen. Dass ist zwar nicht schlau, wie sich in der Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen hat, für den Moment allerdings überaus befriedigend. Schöne Dinge machen nämlich auch glücklich!
  15. Ich habe immer kalte Füße.
 
 (https://stocksnap.io/photo/LUSZ3NO52R, 10.09.2017)

Kommentare

  1. die kalten füsse, die habe ich auch, echt schlimm, ich hasse das.

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    1. Ich auch. Sehr. Hab auch in den letzten Tagen schon wieder meine Wollhausschuhe rausgeholt. Der Herbst hält Einzug...

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  2. Es gibt da so viele zauberhafte Punkte, bei denen ich mitlächeln musste. Und bei Punkt 3 habe ich etwas ähnliches geplant http://lakbermagazin.hu/lakberendezes-kerti-butor-terasz/1733-dedon-swingrest-fuggoagy-idealis-teraszra-kertbe-lakasba.html

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    1. Himmel! Diese freischwingenden Swings sind....insipirierend^^.
      Baue in Gedanken bereits die Liegefläche um.

      Und die Seile.

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    2. Irgendwie hatte ich schon den kleinen Verdacht, dass es Ihnen, ob der Möglichkeiten, auch gefallen könnte.

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    3. Uh.. Das ist wunderschön... Soetwas möchte ich auch haben.

      @Rain: Manchmal glaube ich, ich wohne in deinem Kopf. Ich kann mir sehr gut vorstellen, woran du denkst.

      @Whimsy: Es ist schön, dass ich dich zum Lächeln bringen konnte!

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