Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Friedrich II

Friedrich II - liebevoll auch Frerich genannt - ist heute Nacht gestorben.
Das hat sich schon ein paar Tage länger angekündigt. Aus der Zoohandlung hat der kleine Kampffisch eine ziemlich renitente Pilzinfektion mitgebracht. Ich habe immer wieder versucht, ihn zu behandeln, aber umsonst. Und so fischte er gestern, als ich von der Arbeit nach Hause kam, nur noch müde im Aquarium umher. Ließ sich mehr treiben, als wirklich aktiv zu fischen...
Das war der Moment, in dem ich merkte, wie angeschlagen ich noch bin: Ich habe erst einmal angefangen zu weinen. Das ist vielleicht - wahrscheinlich - total albern, weil Friedrich II "nur" ein Fisch war. Aber er war mein Fisch. Und ich wollte, dass es klappt. Dass es ihm gut geht und er sich bei mir wohlfühlt.
Den Abend gestern habe ich also damit verbracht, Friedrich II zu beobachten. Ich wollte ihm ein paar Stunden geben, um sich wieder aufzurappeln. Oder ihn am Ende des Abends erlösen. Das Wasser im Aquarium habe ich zu großen Teilen abgelassen, damit er nicht so viel Kraft braucht, um an die Wasseroberfläche zu schwimmen und hab ihm etwas gegen Stress gegeben. Vielleicht war auch alles, was ich getan habe, letzten Endes total falsch. Ich habe keine Ahnung. Alles, was ich weiß, ist, dass ich es richtig machen wollte.
Am Ende des Abends konnte ich mich nicht dazu überwinden, ihn - mit Hilfe von Eiswasser - zu erlösen. Vielleicht war das egoistisch. Ich weiß nicht. Aber ich hatte die Hoffnung, dass er sich über Nacht vielleicht noch stabilisiert.
Hat er nicht.
Heute Morgen schwamm er leblos im Aquarium.
Ich hab geheult wie ein kleines Kind.
Sonnensteinchen - der kleine Empath unter meinen Katzen - weicht mir seitdem nicht mehr von der Seite. Gerade liegt sie neben mir auf der Sofalehne und schnurrt leise vor sich hin. Manchmal bin ich geneigt zu glauben, dass sie mein inneres Chaos fühlen kann.
Es fühlt sich so an, als ob mir gerade nichts mehr gelingen will.
Hoffentlich gibt es einen Himmel für Fische.
Und Friedrich II verzeiht es mir, wenn ich Fehler gemacht habe.

Kommentare

  1. Erstens hast Du nichts falsch gemacht, der Fisch kam bereits im Winter seiner Lebensspanne zu Dir, Du hast ihm lediglich eine Heimstätte für seinen Lebensabend verschafft.

    Zweitens gibt es selbstverständlich einen Anschlussbahnhof für Fische ("Himmel") -
    es ist der gleiche, den alle ehemaligen Lebewesen hinterher miteinander teilen.
    Insofern werdet ihr Euch dereinst wiedersehen.
    Friedrich II. wird Dir dann sicher danken.

    Drittens spüren Tiere und vor Allem Hunde und Katzen freilich unsere inneren Spannungsveränderungen. Manchmal glaube ich, das unbewusste Wissen darüber war einer der Gründe, sie in unsere Behausungen zu holen und zu domestizieren.

    Aber viertens schadet es Dir, Dich in Gedanken der Gestalt "auf Lebewesen achten kann ich einfach nicht!" hinzugeben.
    Gerade wenn Deine Seele leidet, lass Dir immer wieder sagen:
    Dinge passieren, und sie alle passieren OHNE Dein Zutun und auch ohne Deine Versuche, gegenzusteuern.

    Anders gesagt: Trauer ist gut. Wichtig. Aber Schuld trifft Dich nicht.

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    1. Es wäre schön, wenn du mit allem recht hättest.
      Das wünsche ich mir. Sehr.

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  2. Katzen spüren sehr wohl ob es dem Besitzer gut oder schlecht geht. Das Schnurren soll auch angeblich nicht der Ausdruck des eigenen Wohlbefindens sein, sondern den Mensch beruhigen.

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