Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von irrelevanten Details

  1. Ich hege eine geheime Leidenschaft für Kamele. Kamele sind meine Lieblingstiere. Weil sie so schön dämlich gucken können. Und so flauschig sind. Viel cooler als Einhörner. Erstaunlicherweise bin ich aber, trotz einer Menge Reiseerfahrung, noch nie auf einem Kamel geritten. Auf einem Einhorn aber schon. Im Traum und so.
  2. Ich bin definitiv viel zu faul, mein Scheibenwischwasser aufzufüllen. Deshalb fahre ich seit circa sieben Tagen blind durch die Welt. Morgens bin ich nämlich zumeist spät dran und muss schnell ins Büro düsen, um nicht zu spät zu kommen, während ich am Abend gerne geschwind nach Hause möchte und keine Lust habe, rumzusuchen oder in meinem Handbuch nachzuschlagen, wie ich die Motohaube meines neuen Autos öffne.
  3. Mein neues Auto heiß Car-Sten. Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir aufgrund dieses Names ein gespaltenes Verhältnis zueinander etablieren. Denn so heißt auch der freundliche Mann, der mein Halbbruder sein könnte. Car-Sten ist irgendwie cool, weil er schnell ist, ein Navi hat und über eine Sitzheizung verfügt. Also: Das Auto Car-Sten. Bei meinem etwaigen Halbbruder weiß ich nicht, ob er als Navi taugt. Meinen Lieblings-Rasowski (von: rasen), also mein altes Auto, vermisse ich trotzdem. Ich hoffe, dass es einen schönen Lebensabend in Afrika verbringt und in fürsorgliche, liebevolle Hände gegeben wurde.
  4. Ich schaffe es innerhalb von 45 Minuten mit einer neuen Bekanntschaft über das Reisen, kulturelle Unterschiede, Verschwörungstheorien und die Unendlichkeit des Universiums zu diskutieren. Am Ende fühlen wir uns in diesem Haufen Chaos Leben ganz schön klein und allein. Aber wir beschließen, dass "Sofies Welt" ein tolles Buch ist, das sich allein wegen des Endes zu lesen lohnt. Und das wir uns nicht im Fell des Kaninchen verstecken, sondern an den kleinen, feinen Haaren des Kaninchens hinaufklettern wollen. Um mehr zu sehen. Zugegeben: Es ist ein bisschen gruselig, jemanden kennenzulernen, der sich für exakt die selben Dinge interessiert, dessen Meinung permanent der eigenen ähnelt und der viel klüger ist, als man es selbst vermutlich je sein wird.
  5. Es gibt ein paar Fragen, die ich Männern gerne stelle. Sie sind vermutlich sinnlos, aber schon als ich 16 Jahre alt war, habe ich sie als meine "Heirats-Fragen" betitelt. Bisher hat sie nie jemand so beantwortet, wie ich das tun würde. Schicksal oder Zufall? Mars oder Snickers? Hund oder Katze? Lieben oder geliebt werden? Komödie oder Drama? Träumer oder Realist?
  6. Heute wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben gefragt, ob ich verheiratet bin. Verdammt. Das bedeutet wohl, dass ich alt werde...
  7. Bis zu seinem Tod wollte ich, trotz des riesigen Altersunterschiedes, unbedingt Philip Seymour Hoffmann heiraten. Oder ihn wenigstens mit meiner Mutter verkuppeln.

Kommentare

  1. Machen wir es kurz: Zufall, Snickers, Katze, geliebt werden, Komödie, Realist.

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    1. Öhm... Fast. ;-)
      Aber auch gut, zweifellos.

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    2. Da hat die zweitbeste Ehefrau von allen wohl Glück gehabt. :-D

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    3. Das hätte ich jetzt aber auch ohne deine Antworten auf meine Fragen nicht bezweifelt :-)

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  2. Zu den Fragen. Warum nicht "und" statt "oder"?

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    1. Ein "und" habe ich nur bei einer Frage...
      Ein "oder" ist es geworden, weil es toll ist, Entscheidungen zu treffen.

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  3. Oh, ich kann mal Fragen beantworten?!
    Los geht’s:

    Schicksal, Snickers, Katze, Lieben, Komödie, Träumer.


    Komme ich damit in den recall ?

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    1. Kommst du, ja. Du bist nah dran. Aber mich verwundert das nicht. Dich etwa?
      Eine Frage würde ich übrigens aus heutiger Sicht mit "beides" beantworten. Was meinst du, welche es ist?

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    2. Yippieehhh 😊... Und NEIN, es hätte mich EHER verwundert, wenn es ANDERS gewesen wäre. Natürlich weiß ich auch die heute gedoppelte Antwort : Lieben UND geliebt werden.

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    3. Nein. :-)
      Und eine Antwort hätte ich anders gewählt...

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  4. 3.: Was isses denn für ein Auto geworden?

    5.: Schicksal oder Zufall: Weder noch. Jedenfalls wenn damit entweder eine Vorherbestimmung durch eine höhere Macht oder eben nicht beeinflussbare Ereignisse ohne zuzuordnende Ursachen gemeint sind. Ich glaube an beides nicht. Und falls eines davon doch zutreffen würde, wie wollte man überhaupt unterscheiden, um was davon es sich handelt?
    Mars oder Snickers? Weder noch, aber wenn unbedingt, dann Snickers. Hund oder Katze? Leichte Präferenz für die Katze. Lieben oder geliebt werden? Möglichst sowohl als auch. Im Zweifelsfall vielleicht lieber geliebt werden, als unerwidert selbst zu lieben, ist vermutlich auf lange Sicht weniger schmerzhaft, für mich jedenfalls. Hätte das aber womöglich vor ein, zwei Jahren noch anderes beantwortet. Komödie oder Drama? Weder noch. Lieber Action und Vollgas. Träumer oder Realist? Ein bisserl was von beidem, bitteschön. Insgesamt gerne mehr "weder noch" und "sowohl als auch" als "entweder oder" ^^.

    7.: Obwohl der Mann sicher einige beachtliche Rollen gespielt hat, bleibt er mir leider wohl für immer hauptsächlich als der "Ich habe geschurzt"-Mann im Gedächtnis.

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    1. 3. Der neue Ford Fiesta. Da war ich etwas gebunden, weil: Firmenwagen. Letztendlich bin ich da aber schmerzfrei: Wenn das Auto vier Räder hat und fährt bin ich glücklich. Denn um mir mein Wunschauto zu kaufen, müsste ich definitiv mehr und vor allem zu viel Geld haben. Schätze, ein Autokauf wäre nicht meine erste Idee, wenn ich einen Haufen Geld hätte.

      5. Captn, das ist jetzt aber ein Kommentar, der ein wenig weiblich anmutet, weil er so unentschieden ist? ;-) Und dabei ging es doch darum, Entscheidungen zu treffen.
      Wenn ich mich zwischen Schicksal und Zufall entscheiden soll, nehme ich den Zufall. Denn das Schicksal als Antwort auf alles zu wählen, ist mir zu einfach. Mit der Begründung "Das ist Schicksal." lässt sich zu viel Mist legitimieren. Da ist der Zufall die bessere Alternative. Obgleich ich auch nicht an nicht beeinflussbare Ereignisse ohne zugeordnete Ursachen glaube.
      Die Schlüsselfrage in dem Fragenhaufen ist für mich übrigens "Lieben oder geliebt werden". Ich würde immer wieder lieben wählen.

      7. "Und dann kam Polly..." habe ich nicht gesehen. Ist der stumpf? Und wenn er stumpf ist, ist er dann cool-stumpf oder stumpf-stumpf? Also: Ist er vergleichbar mit "Im Land der Raketenwürmer" oder passt er eher in die Kategorie "Zoolander"? Ich muss gestehen, dass ich Filme mit Ben Stiller seit "Verrückt nach Mary" sabotiere. Meinst du, das sollte ich nach 20 Jahren Abstinenz überdenken?
      Hoffmann ist großartig.

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    2. 5.: Eben darauf wollte ich hinaus: Auf "Ent-Scheidungen" als Ursache vieler Probleme. Entweder ja oder nein, entweder links oder rechts, heiß oder kalt, gesund oder krank, es gibt kein Dazwischen mehr und damit berauben wir uns allerhand Optionen. Jede "Ent-Scheidung" bedingt zunächst einmal eine "Unter-Scheidung", "richtig" oder "falsch". Plastischer formuliert: Gegensätze schließen sich nicht unbedingt aus sondern sind in vielen Fällen voneinander abhängig, damit Strom fließt braucht man schließlich auch beide Pole, Plus und Minus, nicht entweder oder.

      7.: Keine Ahnung. Ich habe den Film nie gesehen, so etwas schaue ich mir nur unter Zwang an. Ich kenne nur diese "Geschurzt"-Szene, das war, aus Gründen, eine Weile ein Running Gag in meinem Freundeskreis.

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    3. 5. Spannendes Thema!

      Das verstehe ich, vor allem weil ich selbst nicht zur schwarz-weiß-Denkerei neige. Allerdings hänge ich ein wenig an dem Gedanken, wie man dieses Konstrukt in die Lebenspraxis überträgt bzw. frage mich, ob es überhaupt übertragbar ist:
      Wenn Entscheidungen die Ursache vieler Probleme sind, würde daraus folgen, dass es notwendig ist, weniger Entscheidungen zu treffen. Die Wahrheit ist allerdings, dass wir den ganzen Tag nichts anderes tun, als Entscheidungen zu treffen. Denn keine Entscheidungen zu treffen, wäre, meiner Ansicht nach, nur dann möglich, wenn wir vollkommen trieb- und bedürfnislos wären.

      Außerdem bleibe ich bei dem Begriff "Optionen" hängen. Du schreibst, dass wir uns durch Entscheidungen selbst allerhand Optionen berauben. Das ist für mich nachvollziehbar. Aber auch mehr Optionen führen doch letztendlich zu einer Entscheidung - bei der du dann lediglich mehr Auswahl hast.

      Habe ich irgendwo einen Denkfehler?

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    4. Nein, kein Denkfehler, vielleicht lediglich eine andere Sichtweise. In der "Lebenspraxis" ist das längst angekommen - beziehungsweise schon immer da. Das nennt sich dann zum Beispiel "Homöostase / Homöodynamik" (im Sinne eines dynamischen Gleichgewichts eines selbstregulierenden Systems. Das ist vielleicht anhand der Liebe ganz gut zu veranschaulichen. "Entweder ich liebe ihn oder ich liebe ihn nicht." Das "Problem" ist nicht die Entscheidung sondern die vorher stattfindende Unterscheidung und damit die Begrenzung auf lediglich zwei Möglichkeiten, Lieben oder Nicht-Lieben. Siehe auch "krank" oder "gesund", und und und...) und "Polarität" (als eine Alternative zum "Dualismus").
      Ich plädiere nicht dafür, keine Entscheidungen mehr zu treffen und wollte hier auch keine abstrakte, philosphische Grundsatziskussion anzetteln. Mir ging's demnach weniger um Entschlussfähigkeit sondern um die vorangegangene Entscheidungen, sich in vielen Lebensbereichen auf eine von zwei Möglichkeiten beschränken zu müssen, es ist ja nicht so, dass es sich dabei um ein Naturgesetz handelt, dass das so sein muss.

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    5. Danke! Ich werde mich heute Abend ein wenig dazu belesen. Das interessiert mich.
      Was die abstrakte, philosophische Grundsatzdiskussion angeht: Schade. Ich habe den Eindruck, dass ich aus diesem Gespräch eine Menge mitnehmen könnte. Solltest du jemals zum Philosophen umschulen: Lass mich das bitte wissen. Ich hätte an einer Einführungsveranstaltung Interesse.

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    6. Ich meinte nur, dass ich keine Diskussion anzetteln wollte - nicht, dass ich sie nicht führen würde. In aller Regel ist es so, dass die meisten meiner Gesprächspartner dann doch mal irgendwann genervt sind, wenn ich in epischer Breite Zusammenhänge erörtern möchte ;)
      Dass ich auf Philosophie umsatteln werde, wird wohl eher nicht passieren, meine Stärken liegen eher woanders ^^. *

      * Offenbar auch nicht im fehlerfreien Kommentieren, die Menge an Tippfehlern in meinem vorangegangenen Kommentar ist ja hochgradig peinlich.

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    7. Ich habe tatsächlich ein wenig gelesen und weiß nun wieder, warum es in meinem Kopf so wild geklingelt hat, als ich deine Zeilen las: Systemtheorie. Wobei ich zugeben muss, dass mein Verhältnis dazu ein wenig gespalten ist. Bin durch mein Studium etwas Luhmann-geschädigt. Obwohl ich gestern überraschenderweise festgestellt habe, dass es sogar Spaß machen kann, sich wieder damit zu beschäftigen, wenn man frei von Leistungsdruck ist.
      Ausführungen in epischer Breite, gerade zu solchen Themen, sind hier immer willkommen. Daran zweifle bitte nie. Obwohl ich zugeben muss, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, deinen Gedanken zu folgen. Einmaliges Lesen hat nicht ausgereicht.

      Mich würde interessieren, woher du dein Wissen nimmst: Hast du dir das aus Interesse angelesen?

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    8. Vielleicht sollte ich mal daran arbeiten, mich verständlicher auszudrücken, da könnte was dran sein. Andererseits ist das natürlich ein nicht ganz trivialer Themenkomplex.
      Ich würde nicht mal behaupten, da über ein sonderlich erwähnenswertes Wissen zu verfügen, in Wahrheit kratze ich vielleicht gerade mal an der Oberfläche. Aber ja, es gab ein, zwei "Schlüsselerlebnisse", schon vor vielen Jahren, die dazu führten, dass ich mich damit beschäftig(t)e, da kam dann eins zum anderen.

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    9. Ach, lass das ruhig. Es tut nicht not, dass du dich verständlicher ausdrückst. Ich bin ehrlich froh, wenn mich jemand zum Grübeln anregt. Gerade im Moment fällt mir auf, dass ich es gar nicht mehr gewohnt bin, mich gedanklich in Theorien und Gedankenkonstrukte zu verbeißen. Das fehlt mir. Da nehme ich eine Herausforderung gerne an.
      Irgendwann, bei einem Bier, frage ich dich mal nach den "Schlüsselerlebnissen".
      Bis dahin gehe ich auch mal an der Oberfläche kratzen. Das finde ich irgendwie gut. Und bin furchtbar neugierig, was wohl darunter zum Vorschein kommen mag.

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