Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Teufelskreis

Es ist mir in den letzten sieben Tagen ganz gut gelungen abzuschalten. Wenigstens zunächst. Die erste Hälfte der Woche habe ich damit verbracht, mich zu verkriechen, lange zu schlafen, ans Meer zu fahren und einfach nur Selbstfürsorge zu betreiben. Ausgedehnte Duschen, Körperpflege, Milchkaffeeorgien, Schokoladenmahlzeiten, Pizzalieferservice. Dabei habe ich mich jeglicher sozialen Kontakte vollkommen abrupt und ohne Ankündigung entzogen. Weil mir irgendwie die Kraft gefehlt hat, um mich mitzuteilen. Ich hab Zeit gebraucht, um wieder zu mir zu finden, meine Gedanken zu ordnen, einfach wieder klarzukommen. Einfach zu funktionieren hat plötzlich eben nicht mehr funktioniert. Darauf habe ich mit totalem Rückzug reagiert.

Die zweite Hälfte meiner freien Woche habe ich mich einmal aus Versehen ordentlich abgeschossen. Inklusive Gleichgewichtsstörung und Silberblick. Das war zwar irgendwie notwendig, hat mir aber einen ziemlich verkaterten Tag geschenkt, an dem ich mich einfach nur schlecht, dünnhäutig, überkompliziert und sozial untauglich gefühlt habe. Ein Tag auf den ich gut hätte verzichten können.
Außerdem habe ich gegen mein schlechtes Gewissen angekämpft. Hier und da habe ich deshalb versucht wieder aufzutauchen und den einen oder anderen Kontakt zur Außenwelt wieder aufzunehmen. Aber das hat nicht überall funktioniert. Was im Grunde genommen auch nachvollziehbar ist: Immerhin ist es nicht gerade fein von mir gewesen, mich einfach zu entziehen. Normalerweise lasse ich mir so etwas auch sagen und entschuldige mich dann für mein Verhalten. Aber ich bin noch nicht wieder wirklich auf den Beinen und im Moment erzeugen meine kaum spürbaren Kontaktversuche, so sie denn auf Granit stoßen, eher das Bedürfnis in mir, mich dann doch lieber noch viel mehr zurückzuziehen. Das ist ein netter Teufelskreis. Und einer aus dem ich im Moment nicht rausfinde. Einen Ausweg sollte ich jedoch finden. Zeitnah. Denn gut geht es mir damit ganz und gar nicht.

Vor diesem Hintergrund habe ich ein wenig Angst, was mich in der kommenden Woche wohl erwarten wird und hoffe, dass nicht alles auf einmal über mir zusammenschlägt. Aber was auch immer es passieren wird: Wie es kommt, ist es vermutlich richtig. Das zumindest ist es, was mir meine Uroma sagen würde. Sie würde mir einen Teller mit selbstgekochter Hühnersuppe reichen, mich anlächeln und mir versichern, dass alles gut werden wird. Und sie würde mir raten, dem Leben zu vertrauen. Vielleicht versuche ich es damit einfach mal. Und bis mir das gelingt bin ich noch ein wenig traurig. Und lausche meinem Herz, das schon seit heute Morgen wie verrückt schlägt.

Kommentare

  1. Ich nenne das sozialphobische Phasen. Sie sind richtig und wichtig. Denk nicht darüber nach, wie es für die anderen gewesen ist, für Dich war es gut

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    1. Stimmt.
      Aber darin andere auszublenden bin ich nicht besonders gut. Ich will niemanden verärgern.

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  2. Ich halte es gerne mit einem Zitat von Marilyn Monroe: "I'm selfish, impatient, and a little insecure. I make mistakes, I am out of control, and at times hard to handle. But if you can't handle me at my worst, then you sure as hell don't deserve me at my best."

    Das ist keine Aufforderung, als kettensägenschwenkender Egomane durch die Welt zu gehen, aber wer nur meine guten Seiten haben möchte, bekommt gar nichts. Lieber alleine (und mit mir im Reinen) als einsam in Gesellschaft.

    Und deine Uroma liegt richtig. ;)

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