Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Ich muss mich von T. abgrenzen. Er schafft es immer noch, mich zu destabilisieren. Gefährlich zu destabilisieren.
Ein Querschnitt durch die ersten 10 Minuten:
  • Ich habe ihn bitter enttäuscht
  • Ich bin seinen Erwartungen nicht gerecht geworden
  • Er hat mich mit Goethes Faust verglichen
  • Er gibt mir die Schuld an seinen Selbstmordgedanken
  • Ich habe vollkommene Bitterkeit in ihm hinterlassen
  • Ich habe ihn depressiv gemacht
  • Er wirft mir vor, keine Verantwortung mehr für ihn zu übernehmen, obwohl ich das tun sollte
  • Er kreidet er mir an, dass ich gegangen bin
  • Ich habe ihm nichts von dem gegeben, was er gebraucht hat
  • (Wenn ich das richtig verstehe, informiert er mich darüber, dass ich in die Hölle kommen werde)
  • Ich habe ihn verraten, benutzt und sein Vertrauen missbraucht
  • Wenn ich ihn auf allen Kommunikationswegen blockiere, sagt das mehr über mich selbst aus, als über ihn. Er sieht es als seine Pflicht und Verantwortung an, mich darüber zu informieren, was ich mit ihm gemacht habe.
  • ...

Seine Worte verletzen mich. Und sie sorgen dafür, dass ich mich schuldig und schlecht fühle. Das Gefühl in mir, mich niemanden zumuten zu dürfen, ist wieder ganz präsent. Er kennt mich gut. Hackt ganz gezielt in die Schwachstellen hinein, die ich ihm einst verraten habe. Aber er kann doch nicht ernsthaft geglaubt haben, dass er mich wie ein Stück Dreck behandeln kann und ich mir das dauerhaft gefallen lasse.

Ich weiß gar nicht mehr, wer dieser Mensch ist, der mir all diese Dinge sagt.
Zurück bleibt die Frage, wer ihm, nachdem er mich weggeschickt hat, eigentlich das Recht gibt, mich mit seinen Gefühlen zu konfrontieren und mich immer wieder aus meinem Leben rauszureißen?
Ich werde lernen müssen, mich nicht mehr destabilisieren zu lassen. Von niemandem.
Meine Lektion des Jahres.

Kommentare

  1. eigentlich ist es doch so, dass jeder mensch für sich selbst verantwortlich ist.

    "Er wirft mir vor, keine Verantwortung mehr für ihn zu übernehmen, obwohl ich das tun sollte"

    "Ich werde lernen müssen, mich nicht mehr destabilisieren zu lassen. Von niemandem.
    Meine Lektion des Jahres."

    viel glück, und ja wirst du. gib dir zeit.



    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wer volljährig ist und jemand Anderem vorwirft, er übernehme keine Verantwortung für ihn, hat seinen Anspruch verwirkt, ihn ernst zu nehmen.

      Das ist eine Erkenntnis, die -wie ich finde- idealerweise schnell einsickern sollte in das Gehirnsilizium von Frau Muschelmädchen...

      Löschen
    2. @Würfelzucker:

      Ja, werde ich. Ich schaue jetzt einfach (selbstverantwortlich) nach vorne.
      Danke dir!

      Löschen
    3. @Allerbester Rain:

      Ich arbeite daran. Ehrlich.
      (Der Begriff "Gehirnsilizium" ist gruselig...)

      Löschen
  2. Manchmal muss man Leute komplett aus seinem Leben entfernen. T. scheint so ein Mensch zu sein.

    AntwortenLöschen
  3. Es gibt viele Menschen, die für ihre ureigensten Probleme andere verantwortlich machen (wollen). Ist ja auch sehr einfach.
    T. gehört mit Sicherheit dazu.
    Solche Kapitel wie T. sollte man schnellstmöglich beenden, das Buch des Lebens hält noch viele - auch neue und interessante - Kapitel bereit. Trau´ Dich und schaue voraus!
    Ansonsten, wie so oft, 100% agree mit Rain.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vorausschauen? Ja. Das sollte ich wirklich. Genau dieser Gedanke geisterte mir heute auch durch den Kopf. Denn ich freue mich auf die neuen und interessanten Kapitel des Lebens. Nichts ist schlimmer als Stillstand.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis