Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Rückfall

"Glaub mir, du kannst mir nichts glauben,
ich habe den Teufel in den Augen
und ich weiß:
Schnaps und der Teufel sind eins..."

(Böhse Onkelz: Es ist, wie es ist)

"Ich hab ihm versprochen, dass ich dir nicht sage, dass er wieder trinkt.", sagt sie.
Erbost sehe ich sie an.
"Aber das ist die vollkommen falsche Reaktion.", sage ich, "Du benimmst dich wie eine typische Co-Abhängige. Du schützt ihn und sein Trinkverhalten damit."
"Was hätte ich denn tun sollen?", fragt sie.
"Du hättest ihm sagen sollen, dass du es mir sagen und das du seine Trinkerei nicht verheimlichen wirst. Er ist ein erwachsener Mensch. Wenn er trinken will, wenn er glaubt, dass er trinken muss, dann soll er dazu stehen.", antworte ich.

Später am Tag sitzt er da, in seiner Wohnung, vor ihm auf dem Tisch steht eine Bierflasche, und ich sage ihm, dass ich das nicht gut finde. Er schweigt.
"Ich habe es im Griff.", sagt er.
Und:
"Es ist alles in Ordnung."
"Ich hab mich beim Einkaufen vergriffen und wollte eigentlich alkoholfreies Bier kaufen."
"Du musst dir keine Sorgen machen."
"Ich kann kontrolliert trinken."
"Alles ist gut."

"Hast du ein Wasser für mich?", frage ich.
Er schüttelt den Kopf.
Also öffne ich den Kühlschrank. Alles, was er offenbart, sind drei Regalreihen voller alkoholischer Getränke und ein Stück Salami.
Ich weiß nicht, ob ich schreien oder weinen will.
Vielleicht will ich auch gar nichts.

Kommentare

  1. Das ist so so sch..... Zum Heulen und gegen die Wand treten.
    Hilfreiches fällt mir heute nicht ein

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    1. Stimmt. Das ist es. Und es ist nicht zu ändern...
      Manchmal hilft es einfach, zu wissen, dass man verstanden wird.
      Danke.

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  2. Was Miss W. sagt. Und eine wortlose Umarmung für dich.

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  3. Sch.... Spiel.
    Allerdings vermute ich jetzt mal, das die Aktion Weihnachten kein Zufall war....

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    1. Ich denke, mit dieser Vermutung wirst du wohl richtig liegen...
      Leider.

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