Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Rückfall

"Glaub mir, du kannst mir nichts glauben,
ich habe den Teufel in den Augen
und ich weiß:
Schnaps und der Teufel sind eins..."

(Böhse Onkelz: Es ist, wie es ist)

"Ich hab ihm versprochen, dass ich dir nicht sage, dass er wieder trinkt.", sagt sie.
Erbost sehe ich sie an.
"Aber das ist die vollkommen falsche Reaktion.", sage ich, "Du benimmst dich wie eine typische Co-Abhängige. Du schützt ihn und sein Trinkverhalten damit."
"Was hätte ich denn tun sollen?", fragt sie.
"Du hättest ihm sagen sollen, dass du es mir sagen und das du seine Trinkerei nicht verheimlichen wirst. Er ist ein erwachsener Mensch. Wenn er trinken will, wenn er glaubt, dass er trinken muss, dann soll er dazu stehen.", antworte ich.

Später am Tag sitzt er da, in seiner Wohnung, vor ihm auf dem Tisch steht eine Bierflasche, und ich sage ihm, dass ich das nicht gut finde. Er schweigt.
"Ich habe es im Griff.", sagt er.
Und:
"Es ist alles in Ordnung."
"Ich hab mich beim Einkaufen vergriffen und wollte eigentlich alkoholfreies Bier kaufen."
"Du musst dir keine Sorgen machen."
"Ich kann kontrolliert trinken."
"Alles ist gut."

"Hast du ein Wasser für mich?", frage ich.
Er schüttelt den Kopf.
Also öffne ich den Kühlschrank. Alles, was er offenbart, sind drei Regalreihen voller alkoholischer Getränke und ein Stück Salami.
Ich weiß nicht, ob ich schreien oder weinen will.
Vielleicht will ich auch gar nichts.

Kommentare

  1. Das ist so so sch..... Zum Heulen und gegen die Wand treten.
    Hilfreiches fällt mir heute nicht ein

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    1. Stimmt. Das ist es. Und es ist nicht zu ändern...
      Manchmal hilft es einfach, zu wissen, dass man verstanden wird.
      Danke.

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  2. Was Miss W. sagt. Und eine wortlose Umarmung für dich.

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  3. Sch.... Spiel.
    Allerdings vermute ich jetzt mal, das die Aktion Weihnachten kein Zufall war....

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    1. Ich denke, mit dieser Vermutung wirst du wohl richtig liegen...
      Leider.

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