Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Aberglauben


Heute Nacht habe ich davon geträumt, dass sich ein alter, ganz lieber Freund von mir verabschiedet. Er sah in meinem Traum ganz dünn und ausgemergelt, regelrecht todkrank aus, hat mich in den Arm genommen und mir Lebewohl gesagt, während er längst schon am verblassen war. Dieser Traum hat mich sehr berührt und heute den Tag über begleitet.

Ich bin ein bisschen abergläubisch. Das heißt, dass ich es möglichst vermeide, Regenschirme in geschlossenen Räumen aufzuspannen  - ich benutze lieber gar keine Schirme, denn ich liebe Regen -, nicht unbedingt unter Leitern hindurchlaufe, außer man zwingt mich dazu, und immer mal wieder, den den ganzen lieben, langen Tag über, heimlich auf Holz oder gegen meinen Kopf klopfe, wenn jemand Unheil beschreit. Trotzdem bin ich meilenweit davon entfernt, eine Esoterik-Tante zu sein. Schüssler-Salze fasse ich nicht einmal mit der Kneifzange an und wenn man sich mit mir über Globuli unterhalten will, überfallen mich unkoordinierte Augenbrauenzuckungen. Aber darüber hinaus frage ich mich oft, ob es Verbindungen zu Menschen gibt, die so stark sind, dass man es spüren kann, wenn etwas nicht stimmt. Deshalb komme ich nicht umhin, mich zu fragen, welche Bedeutung mein Traum wohl haben mag.

Ich habe heute versucht, diesen Freund, von dem ich geträumt habe, anzurufen. Aber die Nummer war nicht mehr vergeben. Daraufhin habe ich mich durch die Weltgeschichte telefoniert, aber vollkommen ohne Erfolg: Zwar habe ich mehrere Telefonnummern erhalten, aber nicht eine davon ist mehr gültig. Suchmaschinieren hat mich auch nicht weiter gebracht. Das ist vielleicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich es ein bisschen bereue, absolut abstinent zu leben, was soziale Netzwerke angeht. Denn jetzt ruhen alle meine Hoffnungen auf einer E-Mail-Adresse, von der ich zuletzt im Jahr 2012 angeschrieben wurde.
Hoffentlich ist alles in Ordnung.

Kommentare

  1. Ich bin da mit Dir einer Meinung, es gibt solche Verbindungen und sie sind kostbar. Denn es funktioniert auch anders herum, dass Menschen spüren, wenn es bei mir hakt und dann anrufen. Ich drücke die Daumen, dass Du bald mehr weißt

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