Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Balzen

"Honigbrummer", sagt er bestimmt, "Verschwende nicht deine Lebenszeit, indem du nicht mit mir ausgehst. Du wirst das bereuen, wenn du mich kennengelernt hast. Und ausgehen wirst du mit mir früher oder später sowieso, denn ich habe einen unendlich langen Atem."
Seine tiefe Stimme zaubert mir eine Gänsehaut auf den Rücken. Und ich habe keinen Zweifel an seinen Worten, denn er bleibt seit Wochen an mir dran. Auf eine nette, sympathische Weise. Die Dominanz, die in seinem Auftreten und seiner Stimme mitschwingt, bereitet mir manchmal Angst. Die meiste Zeit jedoch fühle ich mich auf eine ganz merkwürdige Art, die sich kaum beschreiben und mit Gründen schon einmal gar nicht belegen lässt, sicher bei ihm.

Ich frage mich allerdings ernsthaft, was er in mir sieht - was wiederrum zur Folge hat, dass ich mich in starrer Regelmäßigkeit frage, ob er sich über mich lustig macht und mich am liebsten unauffindbar verstecken würde. Denn wenn wir ehrlich sind: Ich bin weder besonders schön, noch besonders klug, noch auf eine andere Art und Weise besonders. Auch wenn ich es gerne wäre. Es gäbe andere Damen im Büro, bei denen es um ein vielfaches verständlicher wäre, wenn er sie angraben würde.

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