Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von all den guten Plänen

Ich befinde mich irgendwo im tiefsten Osten. Dort, wo die Städte zwar schöner sind, wenn man nicht auf romantische Burgen und verschlafene Romantik steht, aber die Menschen seltsames Deutsch sprechen. Hier habe ich studiert. Und als ich mit dem Auto durch die Innenstadt fahre, den vierspurigen Kreisverkehr so selbstverständlich durchfahre als wäre ich ein Einheimischer, fühlt es sich an, als käme ich nach Hause. Nach Hause in diese Stadt, in der wir Geschichte geschrieben haben. Jung, motiviert und erfolglos die Tage zu Nächten gemacht haben, von einem freien, ungebunden Leben träumend, voller wilder Pläne für die Zukunft. Aus uns sollte etwas werden: Philosophen, Rebellen, Träumer, Weltverbesserer. Als hätte die Welt darauf gewartet, von uns verändert zu werden.

Ich lenke mein Auto durch die Innenstadt. Erinnere mich an die schönen Dinge. Daran wie wir die Tür zum Dach geknackt haben, um uns heimlich auf das Flachdach des Hochhauses zu setzen und die Welt von oben zu betrachten. Um mit Bier auf das Leben, auf uns und all die Möglichkeiten anzustoßen.

Dunkelstadt Deutschland. Ich habe sie geliebt, diese Stadt.
Die Wahrheit ist, dass wir alt geworden sind. Und das ich mich manchmal verloren fühle ohne euch. Wir waren uns gegenseitig Kompass. Wollten nie einfältig, langweilig und spießig werden. Auch heute behaupten wir, das nicht zu sein. Aber in den leisen Momenten, da sind wir vielleicht dazu fähig, uns einzugestehen, dass wir all die traurigen Adjektive einfach nur ersetzt haben. Sie zusammengefasst haben in einem einzigen Wort: Erwachsen. Denn das ist es, was wir geworden sind: Wir sind erwachsen geworden. Haben uns die Hörner am Leben abgestoßen. Pläne verschoben, Träume dem Realismus geopfert, die Sicherheit dem Risiko vorgezogen. Die schmerzhafte Erkenntnis darüber, ertränken wir an Abenden wie diesen in Alkohol. In der Hoffnung, den Schmerz damit zu dämpfen. Und am nächsten Tag vergessen zu haben.


(Ehrlich, Muschelmädchen? 
Du hast 479 unbeendete Posts auf Entwurf?
Wird Zeit, einiges davon einfach rauszuhauen.
Unbearbeitet.)

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