Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom gesunden Egoismus

Dieses Jahr bin ich das Weihnachtsthema anders angegangen. Ich war nicht sanftmütig und selbstlos. Sondern habe aggressiv mit Kanonen auf Spatzen geballert. Hauptsächlich deshalb weil ich in den letzten Jahren das Gefühl hatte, dass mich niemand versteht, wenn ich meine Gefühle und Wünsche leise zum Ausdruck bringe.
Also habe ich dieses Jahr geschrien: Dass ich auch mal einen ganzen Weihnachtsabend an einem einzigen Ort verbringen möchte. Dass es mich nervt mich von den zwei zerrütteten Familienteilen aufreiben zu lassen. Dass es mich anstrengt, ständig, um des lieben Frieden willen, Streitereien und Eifersüchteleien mit Feingefühl und Diplomatie ausgleichen zu müssen. Erwartungen gerecht zu werden. Und so weiter.
Und siehe da: Ich hatte Erfolg.
Zunächst einmal erntete ich erschrockene Blicke. Dann Enttäuschung und Tränen. Und schließlich aber Verständnis für mich und meine Bedürfnisse.
Ich werde also dieses Jahr Weihnachten nicht mit meiner Familie feiern. Ich glaube, dass das auch für mich gar nicht so einfach wird. Schließlich mag ich den verrückten Haufen ja trotz aller Differenzen und Weihnachten ist ein Familienfest. Es wird sicherlich eine kleine emotionale Herausforderung, Weihnachten zum ersten Mal nicht im Familienkreis zu verbringen. Nichtsdestotrotz bin ich stolz darauf, dass es mir dieses Mal gelungen ist, mich von dominanten Erwartungshaltungen abzugrenzen und stattdessen einfach zu machen, was sich für mich selbst richtig anfühlt. Das ist irgendwie toll.

Kommentare

  1. Gut gemacht! Hin und wieder muss man den anderen klar machen, was man will oder eben nicht.

    Die "kleine emotionale Herausforderung" wirst Du schon wuppen.

    Vertrau Dir selbst. Du weißt, was gut für Dich ist. Und wirst hinterher vermutlich feststellen, dass alles gar nicht so "schlimm" oder "schwierig" war.

    (Ich glaube, der letzte Absatz ist auch an mich selbst gerichtet...)

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    1. Dankeschön. Ich gebe mein Bestes.
      Und ich bin sicher, du auch. Das wird schon.

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  2. Liebes Muschelmädchen, ich freu mich echt sehr, dass Du wieder da bist. Zu lesen bist. Lange war der Blog - zumindest für mich - verschlossen, und ich finde es schön, dass auch ich wieder teilhaben darf.
    Was Weihnachten betrifft: Ein schwieriges Thema, auch hier bei uns. Wenn jemand entscheidet, wie er Weihnachten verbringen möchte, finde ich es immer gut und richtig so. Weil wichtig ist, wie man sich selber fühlt. Schlimm finde ich nur, wenn über einen hinweg entschieden wird, wie es sein wird. Und es sich so fügt, wie man es sich selber eben nicht wünschte.
    Ich wünsche Dir eine gute Zeit :)

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    1. Liebe Helma, auch wenn du hier nicht gelesen hast, habe ich aber deine Schreiberei verfolgt. Ganz weg war ich also eigentlich gar nicht.
      Nur selbst geschrieben habe ich nicht. Ich weiß auch noch nicht genau, ob ich jetzt bleiben und dauerhaft schreiben werde. Das wird wohl die Zeit zeigen. Aber für den Moment fühlt es sich richtig an.
      Danke für die lieben Worte!

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