Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom komischen Unterbewusstsein

Anscheinend habe ich irgendetwas nicht richtig verarbeitet, denn ich träume schon wieder von ihm. Diesmal ist die Ehefrau weg und er geschieden. Wir knutschen, kribbelig und lustvoll, und ich bin mir ganz sicher, dass wir für immer zusammengehören. Aber das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich habe ich das schon vor 18 Jahren gewußt, als ich noch als Schülerin in seinem Deutschunterricht saß. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er mich auslachte, weil ich die Buddenbrooks mochte. Und dass er es nicht ertragen konnte, wenn ich ihn ignorierte. Ignoranz hatte er aber, aus Sicht einer damals 16Jährigen, durchaus verdient. Denn er behandelte mich härter als jeden anderen Schüler. Nur weil ich ihn mochte. Oder er mich. Wir uns. Oder wie auch immer. Zweifellos waren wir die besten Gewitterpfützenspringer auf der ganzen Welt.
In meinem Bauch tanzen Schmetterlinge. Ich will nicht weg von ihm. Und dennoch muss ich gehen. So wie er damals gegangen ist. Vielleicht um seine Ehe zu retten. Möge er glücklich sein, dort, wo er ist.

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