Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Mustersuche

Ich habe keinen Termin mit Laurenz. Und dennoch laufe ich ihm, wie hätte es auch anders sein können, bereits zwei Tage später zufällig wieder über den Weg. In Begleitung sowohl seiner als auch meiner Chefs. Ich bin etwas nervös, weil ich nicht genau weiß, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Aber er macht es mir leicht. Er lehnt sich, ohne das ich ihn zunächst bemerke, in den Türrahmen. Als ich schließlich irgendwann von meiner Arbeit aufsehe und ihn neben mir entdecke, lächelt er warm, tritt ohne zu zögern auf mich zu und zieht mich in seine Arme. Überrascht erwidere ich die feste Umarmung. Sofort fühle ich mich sicher.

Unsere Chefs halten sich nicht mit Smalltalk auf. Während sie Zahlen und Daten zwischen Tür und Angel auswerten, lehnt sich Laurenz entspannt auf dem Sessel seiner Wahl zurück und betrachtet mich. Ich nehme seinen Blick aus den Augenwinkeln wahr und spüre, dass er mich ansieht, selbst wenn ich in meinen Unterlagen blättere und seinen Blick nicht erwidere. Als ich dieses Gefühl irgendwann nicht mehr aushalte, sehe ich auf. Er weicht mir nicht aus. Stattdessen bleibt er ruhig sitzen und fixiert mich. Ohne zu blinzeln. Seine Haltung strahlt entspannte Gelassenheit aus, aber auch konzentrierte Aufmerksamkeit und Dominanz. Eine Herausforderung spiegelt sich in seinen Augen.
Irgendwann muss ich meinen Blick abwenden. Ohne hinzusehen weiß ich, dass er sich darüber amüsiert. Er mag es schon immer, mich dazu zu bringen, rot zu werden und hat das früher eine Zeitlang wie einen Sport betrieben.

Als ich später alleine in meinem Auto sitze,die Musik laut aufdrehe und zum Takt hinter dem Lenkrad umherhüpfe, bekomme ich Lust, wieder mehr feiern zu gehen. Die Entwicklung, die sich da gerade in mir abzeichnet, ist spannend. Offenbar gibt es Männer, bei denen ich mich sicher fühlen kann, ohne sie vorher tiefergehend kennengelernt zu haben. Laurenz ist der lebende Beweis dafür. Und das macht mir Lust ein bisschen herumzuexperimentieren. Ich muss mir ja nicht gleich als Ziel setzen, einen ONS zu haben. Stattdessen kann ich mich ja einfach mal ein wenig amüsieren, ein paar Leute kennenlernen und mal schauen, ob sich dieses Gefühl der Sicherheit auch in der Anwesenheit anderer Menschen ergibt. Ob ein Schema existiert, ein Muster, ein bestimmtes System.

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