Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von 33 Fragen an Frauen / 11-16


zu den Fragen 1-11

12. Versteht Ihr die IKEA-Anleitung wirklich nicht oder seid Ihr einfach nur zu faul?

Ich bin gut darin, Dinge zusammenzubauen. Ausgenommen: Sofas, die vom schwedischen Möbelhaus verkauft werden. Wenn ich also wirklich mal etwas zusammenbauen soll und es kein Sofa ist, dann ist davon auszugehen, dass ich einfach zu faul bin und keine Lust habe, mich mit der Anleitung auseinanderzusetzen. Im Grunde genommen macht es ja auch viel mehr Spaß, einem Mann dabei zuzusehen, wie er ein Möbelstück zusammenbaut und die Muskeln spielen lässt. So etwas ist attraktiv. Selbst wenn dabei geflucht wird. Oder gerade, wenn dabei geflucht wird.

13. Warum sagt Ihr so oft nicht, was Ihr wirklich denkt?

Ich finde, ich sage ziemlich oft, was ich denke. Und wenn ich das nicht tue, liegt es hauptsächlich daran, dass ich gerne versuche, nicht so eine richtige Klischee-Frau zu sein, die den Mann dazu zwingt, über Gefühle zu reden. Darauf lege ich wert. Vermutlich etwas mehr wert, als ich es sollte. Aber das liegt ganz einfach daran, dass mein Freundeskreis immer eher männlich geprägt war. Dadurch konnte ich ziemlich hautnah mitbekommen, wie anstrengend Frauen empfunden werden können, wenn sie nörgeln, drängeln, rumzicken oder sich Eifersüchteleien hingeben. Deshalb wusste ich ziemlich früh, wie ich nicht werden will. Allerdings hat mir das nicht wirklich dabei geholfen, herauszufinden, wie ich werden will. Denn wenn ich auf all diesen weiblichen Kram verzichtet habe, wurde ich immer schnell zur Kumpelfreundin, nämlich zu der Frau, mit der Mann ganz gut feiern, einen trinken und quatschen kann. Ich habe das immer als paradox empfunden und frage mich seitdem hin und wieder, ob Männer nicht eigentlich genau das wollen, worüber sie sich oft bei Frauen lustig machen.

14. Wenn Ihr Euch entscheiden müsstet: Wärt Ihr lieber hässlich oder dumm?

In irgendeiner Kneipe, am Ende der Stadt, finde ich ihn volltrunken auf einer Bank liegend. Ich kann und will ihn dort nicht liegen lassen, also wecke ich ihn. Er schielt ein bisschen und sieht mich vermutlich in zwei- bis dreifacher Ausführung. Um ihn ein bisschen zu ärgern, frage ich ihn neckend, wie er denn nach unserem Sex einfach einschlafen konnte. Mit großen Augen sieht er mich an.
"Das hast du nicht getan, oder?", fragt er verwirrt, "Wir hatten keinen Sex, richtig? Du würdest doch nie mit mir schlafen, Muschelmädchen, oder?!"
Ich stolpere ein wenig darüber, dass er behauptet, ich würde das nicht machen. Denn das würde ich. Allerdings spielt er, meiner Empfindung nach, in einer ganz anderen Liga als ich. Denn er sieht selbst in völlig betrunken so aus, als wäre er einem Hochglanzmagazin entsprungen. Groß, durchtrainiert (ohne je etwas dafür getan zu haben), ebenmäßige Züge, stark ausgeprägte Kieferpartie, breite Augenbrauen, dunkelblondes wuschliges Haar und stahlblaue Augen. Er ist ein Mann, dem die Frauen hinterher sehen, wenn er an ihnen vorbeiläuft.
Lachend kläre ich ihn darüber auf, dass wir keinen Sex miteinander hatten.
Ob das Enttäuschung oder Erleichterung ist, die in seinem Blick liegt, kann ich aber nicht so recht deuten. Für ein paar Minuten schweigt er. Aber schließlich ist es vermutlich der Alkohol, der ihn reden lässt.
"Manchmal ist es echt Mist, gar nicht mal so scheiße auszusehen.", sagt er schließlich leise. "Die eine Sache ist es, dass ich so oft das Gefühl habe, dass Frauen sich nicht trauen, mich anzusprechen oder vor mir zurückweichen, wenn ich es tue. Aber was mir wirklich auf den Sack geht, ist, dass mich ständig alle für dumm halten. Als ob es nicht möglich ist, ganz passabel auszusehen und trotzdem etwas im Kopf zu haben."
Lächelnd schlinge ich die Arme um ihn und schmiege meinen Kopf in seine Halsbeuge.
"Armer Mann...", schmunzle ich in seine Haut hinein, während er mich enger an sich heranzieht.
Der Kuss, den er mir auf den Scheitel haucht, zaubert mir eine Gänsehaut.

Ich glaube, ich wäre lieber häßlich als dumm.
Auch wenn mich diese Antwort selbst erstaunt.

15. Geht Ihr am Anfang einer Beziehung mit Make-Up ins Bett, weil Ihr Euch uns nicht ungeschminkt zeigen wollt?

Öhm... Nö. Allerdings kann es passieren, dass ich einfach zu faul bin, mich am Abend noch abzuschminken. Dann wachst du am nächsten Morgen neben einem enthaarten Pandabären auf. Gib´s zu, das wolltest du doch schon immer! :-)

16. Schminkt Ihr Euch für Euch selbst oder für andere?

Hauptsächlich für andere.
Auf der Arbeit wird es von mir erwartet, dass ich (dezent) geschminkt bin. Das weiß ich, weil ich es schon geschafft habe, das Schminken zu vergessen. Ebenso wie es mir bereits mehrfach gelungen ist, nur ein Auge zu schminken. Ansonsten bin ich gerne ungeschminkt. Nicht, weil es besser aussieht, sondern eher aus Faulheit. Ich hab es gerne bequem. Meine erste Amtshandlung, wenn ich nach einem Arbeitstag nach Hause komme, ist es, den Schmuck abzulegen und mich in Schlumpel-Klamotten zu werfen. Allerdings habe ich an die Schlumpel-Klamotten schon einen Anspruch: Sie müssen schon gut aussiehen, damit ich mich in ihnen wohlfühle. Nicht gammelig.
Freiwillig schminke ich mich eigentlich nur, wenn ich feiern gehe. Und selbst dann bleibe ich in der Regel dezent, mit einem dunklen Lidstrich und etwas Wimperntusche. So richtig übertrieben, mit Kunstwimpern, Plastikfingernägeln und Corsage wird nur zu speziellen Events, wie etwa Kostüm- oder Maskenbällen.

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