Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von allem und nichts und nichts von allem

Ich bekomme gerade keine Posts zusammen, weil so viele Gedanken durch meinen Kopf irrlichtern. Da ist mein Körpergewicht, über das ich gerne schreiben würde. Meine Familie, die mich irgendwann noch dazu bringen wird, mich tätowieren und piercen zu lassen, um aufzubegehren. Mein Gefühlschaos, das mir den Verstand raubt. Der Urlaub, den ich noch festhalten wollte. Die Gedanken zu dem Buch über Missbrauch, das ich vor kurzem gelesen habe und das in mir die eine oder andere Erkenntnis hochgespült hat. Ein Termin, der sich in ein paar Wochen jährt und die Gelegenheit wäre, mich selbst mal dazu zu überreden, den emotionalen Harakiri einfach zu riskieren und einen ONS endlich auszuprobieren. Die erneute Ernährungsumstellung, die mein Körper, als Reaktion auf den Zuckerentzug, mit Kopfschmerzen begrüßt. Das vage Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht richtig laufen kann, wenn ein siebenjähriges Mädchen eine zweite Portion Nudeln ablehnt, mit der Begründung, dass es nicht fett werden will. Das Gefühl, in einer Familie nicht mal mehr schmückendes Beiwerk zu sein, sondern noch weniger als nichts. Der Eindruck, nicht genug zu sein. Die Gründe dafür, dass ich mir die letzten zwei Nächte mehr oder weniger um die Ohren geschlagen habe. Mein bester Freund, der mich liebt, auch wenn ich manchmal doof bin. T., zu dem sporadischer Kontakt besteht, aber den ich wieder und wieder mit Nachdruck auf meine Grenzen hinweisen muss. Die Überlegung, den Job vielleicht wirklich zu wechseln. Das ausgestopfte Eichhörnchen Fred, das mich erst gegruselt hat, aber das ich jetzt doch irgendwie vermisse. Die Trauer, die ich am Ende irgendwie doch noch empfunden und die vielen Tränen, die ich, umgeben vom Sommer im hellichten Sonnenschein, doch noch vergossen habe. Die Sehnsucht nach weitveränderndem, zutiefst befriedigendem Sex. Das Bedürfnis, mich geliebt, geborgen und angenommen zu fühlen.

Viele Posts habe ich in letzter Zeit angefangen zu schreiben. Und keinen davon habe ich online gestellt. Aus vielen Gründen. Da ist das Gefühl, immer das gleiche langweilige Zeug zu schreiben und irgendwie einfältig zu sein. Oder der Eindruck, das Bloggerhausen eh gerade im Sommerschlaf versinkt und mehr und mehr Schreiber sowie Leser sich entziehen. Die Überwindung, die es manchmal braucht, um mich hier seelisch nackt auszuziehen. Das Label "Vom Seelenstriptease", was mir irgendwie zum Hals raushängt, weil ich mittlerweile annähernd jeden Post damit kategorisiere. Die Unfähigkeit, all meine Gedanken zu ordnen und in eine nachvollziehbare Textform zu bringen.
Ich bin unsicher.
Unsicher, ob ich noch der Mensch sein mag, der hier durch die Zeilen blitzt.

Kommentare

  1. Es gibt diese Phasen, die uns alles in Frage stellen lassen. Die vormals Gemochtes irrelevant erscheinen lassen.
    Die vielleicht viel weniger uns selbst hinterfragen als die Umwelt, in die wir uns hineingesetzt und dort eingerichtet haben. Die uns Gelegenheit geben, uns selbst neu zu beantworten, ob wir da, wo wir sind, wirklich noch gerne sind.
    Und falls nicht, ob wir was machen wollen dagegen. Und falls ja, was.

    Dass es die Sehnsucht ist, die Dich treibt, muss Jedem klar sein, der hier etwas länger bereits mitliest. Wenn Dir Deine Themen als "wiederkehrend" oder gar revolvierend, "einfältig" erscheinen, so liegt es nicht daran, dass sie es tatsächlich wären - sondern dass der ihnen zugrunde liegende Konfliktherd unverändert ungelöscht ist.

    Aber Eines ist vielleicht erkennbar, oder bilde ich es mir auch nur ein:
    Du beginnst, mancher Themen, mancher Unverändertheit überdrüssig zu werden.
    Aus manchem "ich weiß nicht recht, ob das das Richtige für mich ist" ist langsam aber stetig ein "ich habe es satt, mich darüber zu grämen" geworden.

    Vielleicht ist das Deine Art, wie Du funktionierst, vielleicht ist es diese Grundstimmung,
    die Du brauchst, um bereit zu sein für Neues.

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    1. Jajajaja. ich weiß genau, was du mit der "Umwelt, in die wir uns hineingesetzt" haben meinst, Rain Zaubermann! :-)
      Du hast recht, wenn du schreibst, dass mich die Sehnsucht antreibt, aber das ich beginne, einiger Themen überdrüssig zu werden. Es ist auch gut so, dass ich dieser Themen überdrüssig werde - denn das gehört (für mich) zum Prozess des Loslassens dazu. Allerdings habe ich oft das Gefühl, dass ich länger zum Loslassen brauche, als alle anderen. Dieden Gedanken mag ich nicht so sehr.

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  2. wenn man für sich selbst schreibt...haben deine zweifel und deine fragen keinen anhaltspunkt.

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    1. Darüber habe ich jetzt zwei Tage nachgedacht. Aber ich bin nicht deiner Meinung. Ich kann auch bestimmter Themen überdrüssig sein, mich selbst nerven oder an mir selbst zweifeln o.ä., wenn ich für mich selbst schreibe. Das bezeugen eine Menge Papiertagebücher.
      Tatsächlich macht es aber einen Unterschied, ob ich für mich Papiertagebuch schreibe oder meine Gedanken online stelle - denn online lesen wildfremde Menschen mit, die sich aus Puzzelteilchen versuchen, ein Bild von mir zu formen, das immer unvollständig bleiben wird. Die Unvollständigkeit ist nicht das Problem. Aber das Bild, das hier gerade von mir entsteht, mag ich nicht. Siehe auch: Letzter Satz im Post.

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    2. vielleicht weicht deine eigenwahrnehmung von der wahrnehmung anderer, die dich lesen jedoch völlig ab. meistens sind wir mit uns selbst viel zu kritisch. und die leser sehen das gar nicht so.

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    3. Damit hast du bestimmt recht. Zu kritisch mit mir selbst bin ich sicherlich. Das fällt mir leicht. Aber das liegt auch daran, dass ich Stillstand hasse. Ich will vorankommen, mich entwickeln, dazu lernen...

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  3. Also das klingt jetzt vielleicht super platt, weil es natürlich auch rein psychisch sein könnte. Aber alles was du hier schreibst klingt sehr depressiv bzw. mindestens melancholisch. Hast du schon mal all deine Blutwerte beim Arzt testen lassen? Klar hast du bestimmt auch viel Schlimmes erlebt, aber man kann traumatische Ereignisse noch schlechter verarbeiten, wenn dem Körper bestimmte Vitamine und Mineralstoffe fehlen. Viel zu oft bleibt das unentdeckt, weil die Menschen gar nicht daran denken sondern es als rein psychisch einstufen. Wenn es allerdings auch körperlich unterstützt wird, kann den Betroffenen sehr viel Leid erspart bleiben, wenn die Mangelzustände beseitigt werden. Ich hatte zum Beispiel, ohne es zu wissen, einen Vitamin D-Mangel, der mich depressiv gemacht hat. Seitdem ich das weiß nehme ich einfach Vitamin D und alles ist viel leichter für mich ertragbar. Also wenn ich dir einen lieben Rat geben darf, dann lass deine Werte wenigstens mal checken, falls du es noch nicht gemacht hast. :)

    Liebe Grüße von Herzen
    Lisa

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    1. Das klingt kein bisschen platt. Ganz im Gegenteil: Danke für den Hinweis! Es ist tatsächlich so, dass ich hin und wieder unter einem Vitamin-D-Mangel leide. Was ich immer mal wieder vergesse. Insofern bin ich dir sehr dankbar für diese Anmerkung!

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