Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Edeka-Land

X [plaudernd]: "Ich muss noch etwas einkaufen und fahre schnell nach Edeka."
Muschelmädchen [verwirrt]: "Edeka? Von diesem Land habe ich noch nie gehört? Wo liegt das?"
X [verständnislos]: "Hä?"
Muschelmädchen [fragend]: "Meinst du den Supermarkt?"
X [nickend]: "Ja, sicher."
Muschelmädchen [eine Augenbraue hochziehend]: "Dann heißt das ´zu´ - ´Ich fahre schnell zu Edeka!´ Zu, zu, zu!!!"
X [massiv genervt]: "Muschelmädchen, du bist so ein Klugscheißer!"

[10 Minuten später]

X [sinnierend und kontextlos]: "Du bist größer wie ich."
Muschelmädchen [nachdenklich]: "Ich glaube, das liegt an meinem Gehirn."
X [verwundert]: "Was?"
Muschelmädchen [lächelnd]: "Wie bitte?"
X [irritiert]: "Wovon redest du Muschelmädchen?"
Muschelmädchen [anstrengend neunmalklug]: "Davon das ich mir gemerkt habe, wann ich ´als´und wann ich ´wie´ verwende. Deshalb ist mein Kopf größer als deiner. Das Wort ´wie´ verwendet man, wenn etwas gleich ist. Das Wort ´als´..."
X [erbost]: "Boarh, Muschelmädchen, du nervst!"
Muschelmädchen [grinsend]: "Und womit?! Ich sage es dir: mit Recht."
X [nachgebend]: "Ich weiß, dass du viel besser als wie ich in solchen Sachen bist!"
Muschelmädchen [sich heftig auf die Zunge beißend]: "Gnahrhrrr..."
X [angefressen]: "Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?!"
Muschelmädchen [kapitulierend]: Ach, nichts... Komm, wir fahren jetzt nach Edeka-Land... Das liegt in Phantasien. Zwischen Gänseblümchen- und Sonnenblumenfeldern. Wir fahren mit dem zu-zu-Zug. Das ist voll viel schöner ´als wie´ auf dem fliegenden Teppich zu reiten. Versprochen."

Kommentare

  1. ...als wie wenn auf dem fliegenden Teppich zu reiten. Wenn schon, dann richtig. Wegen weil das ist so.

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    1. Genau! (Ich hab das extra in Gänsefüßchen gesetzt ;-))
      "Wegen weil das ist so" ist auch super! Fast so gut wie "Ich bin so." - ein Satz, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellen.

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    2. Urgh! "Ich bin so" ist das Totschlagargument einer Kollegen gegen jeden und alles. Da genügen bei mir die Nackenhaare nicht mehr.

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    3. Das kann ich absolut verstehen. "Ich bin so" ist kein Grund. Höchstens ein Grund, um sich zu ändern.

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    4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Herrlich. Neben "nach und zu" und "als und wie" sträuben sich mir die Nackenhaare immer bei der rheinischen Verlaufsform des "am machen sein". Also etwa so: Der Bauer ist die Kuh am Schwanz am Stall am raus am Ziehen ...

    Zudem wehre ich mich dagegen, dass auch der Duden mittlerweile nach der Präposition "wegen" den Dativ zulässt, zumindest umgangssprachlich. Arrgghh.

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