Vom Affen im Kopf
Habe ich mich daneben benommen?
Blödsinn geredet?
Mich zum Apfel gemacht?
Es ist etwa 17:30 Uhr, als ich den ersten Drink in der Hand halte. Weil ich den Großteil der Leute, die auf dieser Party rumspringen, kenne, habe ich mich, wie ich zugeben muss, nicht aufgehübscht. Immerhin befinden wir uns auf dem platten Land. Da sind Gammel-Chucks, Jeans und ein dünner Pullover, der keinen Ausschnitt zeigt, doch okay. Finde ich. Und ich will ja niemanden verführen. Stattdessen will ich lieber tanzen. Dabei sind bequeme Kleidung und flache Schuhe von Vorteil. Außerdem fühle ich mich im Moment nicht besonders wohl in meiner Haut. Ganz im Gegenteil: Ich habe das Gefühl, so mopsig zu sein wie schon lange nicht mehr. Rollmopsig. Quadratisch, praktisch, gut. Tönnchenmäßig. Deshalb möchte ich mich am liebsten verstecken.
Und das ich niemanden suche, der mich interessiert, ist vermutlich der Grund dafür, dass ich letztendlich an der Bar doch über einen Gesprächspartner stolpere, an dem ich mich festbeiße. Er, anderthalb Köpfe größer als ich, selbständig, nebenberuflicher Tierarzt und ehemaliger Forellenteichbesitzer, ist witzig. Warum auch immer, vermutlich weil wir ziemlich betrunken sind, reden wir über Sex mit Karpfen und ich sorge mit dem entspannten Einwurf, dass es sicher sinnvoller ist mit einem Karpfen Sex zu haben, als mit einem Hecht, für nicht unerhebliche Irritation. Das gibt es ja nicht, dass eine Frau einen Karpfen von einem Hecht unterscheiden kann und mit den Begriffen Vorfach, Blinker und Boilie etwas anfangen kann. Sämtliche Pluspunkte, die ich bis hierhin gesammelt habe, verschenke ich jedoch sofort wieder, als sich herausstellt, dass mein Gegenüber ein Pferdemensch ist. Ich erzähle ihm, dass ich glaube, dass alle Pferdemenschen einen an der Waffel haben, auch wenn es Menschen unter ihnen geben mag, die ganz bestimmt eine liebenswürdige Macke pflegen. Erstaunlicherweise schrecken ihn meine Worte nicht ab, er stimmt mir stattdessen sogar lachend zu und weist mich auf seine Macken hin.
Und so lassen wir uns treiben. Sprechen über Musik, Ridgebacks, über das Angeln und seine Heimwerkerfähigkeiten. Als er mir erzählt, dass er gerade dabei ist, sein Haus umzubauen und er meine Frage, ob er eine Bibliothek besitzt, erstaunlicherweise bejaht, bin ich, wie ich zugeben muss, ein kleines bissches begeistert. Ich habe keine Ahnung, wann ich das letzte Mal einen Mann kennengelernt habe, der freiwillig Papierbücher anfässt.
Im Gehen fragt er mich, ob er mich über eines der gängigen Sozialen Netzwerke anschreiben darf. Lächelnd erkläre ich ihm, dass er gerne nach meinem Blog suchen kann, diesen, aller Wahrscheinlichkeit nach, jedoch nicht finden wird. Mit einem anderen Netzwerkprofil kann ich nicht dienen.
"Danke für die gute Unterhaltung.", flüstere ich, deshalb das Thema wechselnd, in sein Ohr.
"Ich danke dir.", sagt er lächelnd und hält mich vermutlich einen Augenblick zu lange fest.
Ich sehe ihm dabei zu, wie er in das Auto steigt, das ihn nach Hause bringt.
Dann kehre ich zur Party zurück, tanze bis mir die Füße wehtun und lasse mich schließlich, als ich der letzte Gast bin, mit dem Besen vor die Tür kehren. Dabei leise Reinhard Mey singend.
Gute Nacht, Freunde.
Der Schlagzeug spielende Affe, der noch immer sein Unwesen in meinem Kopf treibt, will mir einreden, dass ich die Zeit der Menschen verschwende, denen ich auf Feiern solcher Art begegne. Wer will sich schon unterhalten, wenn man Nachts doch eigentlich leichte Küsse tauschen könnte, um darüber den Rest der Welt einfach zu vergessen?
Vermutlich bin ich ein richtiges Mädchen.
Eine dieser Frauen, die immer nur reden wollen.
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Hauptsache Du hattest Spaß.
AntwortenLöschenDas hatte ich.
LöschenEs war toll.
"... will mir einreden, dass ich die Zeit der Menschen verschwende, denen ich auf Feiern solcher Art begegne."
AntwortenLöschenAaargh. Da isses wieder. Schmeiss´ doch mal die Selbstzweifel über Bord! Du wolltest reden, er wollte reden. Ihr habt Euch - offensichtlich - gut unterhalten. That´s it. Wer hat hier irgendwas verschwendet?
"Vermutlich bin ich ein richtiges Mädchen." Aha. Und Dich verwundert, dass ich Dich als solches bezeichne? :-)
Ich denke, Du hast alles richtig gemacht. Und danke für das Bild des "kochtopfspielenden Affen".
Wie geht denn das? Wie schmeißt man denn Selbstzweifel über Bord?
Löschen"Lächelnd erkläre ich ihm, dass er gerne nach meinem Blog suchen kann, diesen, aller Wahrscheinlichkeit nach, jedoch nicht finden wird."
AntwortenLöschenNunja, wenn er die Schlagwörter des Abends "Blog Hecht Karpfen Pferdemenschen" in dieser Kombination in die Suchleiste tippt, in dein Eintrag hier der vierte Treffer. ;)
Oh. Du hast absolut recht, ich habe das eben ausprobiert :-)
LöschenDas ist witzig. Na dann: Ich lege es darauf an!