Vom Zufall

Wir verbringen Weihnachten in meiner alten Unistadt Magdeburg. Heute Abend wollten wir auf den Weihnachtsmarkt, an unserem früheren Lieblingsglühweinstand, Glühwein trinken. Es ist nur einem glücklichen, kleinen Zufall geschuldet, dass meine Familie heute Abend nicht dort war. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unter den Verletzten oder Toten gewesen wären, wäre hoch, denn mein Lieblingsglühweinstand ist auf dem Video, das durchs Netz geistert und zeigt, wie das Auto über den Weihnachtsmarkt gesteuert wird und reihenweise Menschen erfasst, gut zu sehen. Seit Stunden steht der Hubschrauber über der Innenstadt. Ab und zu hört man noch vereinzelt Sirenen. Die Straßenbahnen fahren leer. Und trotzdem ist es auf einmal, als ob Magdeburg den Atem anhält. Es ist zu still. Es ist furchtbar. Und ich bin irgendwie konfus, komme nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass mein Handy permanent piept. Es haben doch deutlich mehr Menschen mitbekommen, wo wir die Feiertage verbringen, als ich ...

Von zwei wertvollen Minuten

Das Bedürfnis, ihm in die Augen zu sehen und zu umarmen, ist riesig. Vor allem aber ist es übermächtig, sodass es alles andere überlagert. 
Also fahre ich.
Viel zu schnell.
20 Minuten hin, 20 Minuten zurück. 
Dazwischen zwei Minuten, die mir bleiben, um mich in seine Umarmung zu schmiegen.
Aber als er seine Arme um mich legt, da gibt es einen kurzen Moment, in dem er leise ausatmet und sein Körper plötzlich ganz weich wird, als würde er sich das erste Mal seit einer halben Ewigkeit entspannen. 
Und für diesen Moment lohnt sich alles. 

Während er meinem rasenden Herzschlag nachspürt, denke ich, dass mir das hier irgendwann das Herz brechen wird. Bereuen kann ich es trotzdem nicht. Stattdessen frage ich mich, ob ich es hinkriegen könnte, mich wirklich aufrichtig und von Herzen für ihn zu freuen, wenn er eine Frau kennenlernen würde, die zu ihm passt. Was mir früher, bei anderen Männern, unmöglich erschien, erscheint mir bei ihm zwar schmerzhafter als je zuvor, aber dennoch vorstellbar, eben weil ich ihn so sehr mag. Er hat Glück verdient. Wenn ich ihn so lieben würde, selbstlos, nur um seinetwillen, könnte das vielleicht auch mein Herz retten.

Kommentare

  1. Das wird -so sehr Dir das Gegenteil zu wünschen wäre- eher nicht gelingen:
    Selbstlose Liebe ist -wie ich mitgeteilt bekam- eine Fiktion.

    Möge Deine Vorstellbarkeit wahr werden,
    möge meine Einschätzung falsch sein.
    Feiern würde ich das!

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    1. Selbstlose Liebe ist keine Fiktion. Tatsächlich nicht. Sie gelingt nur nicht in jeder Phase unseres Liebens.

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    2. Ich bin bei Helma und möchte glauben, das selbstlos Liebe möglich ist. :-)

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