Vom Zufall

Wir verbringen Weihnachten in meiner alten Unistadt Magdeburg. Heute Abend wollten wir auf den Weihnachtsmarkt, an unserem früheren Lieblingsglühweinstand, Glühwein trinken. Es ist nur einem glücklichen, kleinen Zufall geschuldet, dass meine Familie heute Abend nicht dort war. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unter den Verletzten oder Toten gewesen wären, wäre hoch, denn mein Lieblingsglühweinstand ist auf dem Video, das durchs Netz geistert und zeigt, wie das Auto über den Weihnachtsmarkt gesteuert wird und reihenweise Menschen erfasst, gut zu sehen. Seit Stunden steht der Hubschrauber über der Innenstadt. Ab und zu hört man noch vereinzelt Sirenen. Die Straßenbahnen fahren leer. Und trotzdem ist es auf einmal, als ob Magdeburg den Atem anhält. Es ist zu still. Es ist furchtbar. Und ich bin irgendwie konfus, komme nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass mein Handy permanent piept. Es haben doch deutlich mehr Menschen mitbekommen, wo wir die Feiertage verbringen, als ich ...

Vom besten Moment

"Man kann fliegen ohne sichtbare Flügel zu haben."

 (Henning Mankell: Der Chronist der Winde)

 

Kilometer für Kilometer reihe ich aneinander, während ich in die Pedale trete und mein kleines, schwarzes Fahrrad antreibe. Die Sonne wärmt meine Haut, der Wind streichelt sie sanft und ich muss unwillkürlich daran denken, wie glücklich und sorgenfrei die Tage waren, als ich als Kind die Welt mit meinem Fahrrad eroberte und von morgens bis abends, bei egal welchem Wetter, die wildesten Abenteuer erlebte. Ich war eine gute Fahrradfahrerin. Unter anderem konnte ich mich bei voller Fahrt auf meinen Gepäckträger stellen und so freihändig fahren. 
Für einen Augenblick bin ich sehr versucht, das noch einmal auszuprobieren. Aber schließlich siegt doch die Vernunft.
Ich bleibe lieber auf meinen Fahrradsattel sitzen.
Ganz erwachsen und spießig.
Aber als ich den langen Berg hinabfahre, kann ich schließlich doch nicht ganz an mich halten, die Geschwindigkeit ist einfach zu verlockend:
Ich halte mein Gesicht in den Fahrtwind, nehme die Hände vom Lenker und breite die Arme aus.
Glucksend tobt sich das Lachen in mir an die Oberfläche. Das hier, das ist wunderbar.
Ein Hauch von Freiheit mitten im Alltag.
Flüchtiges Glück.

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