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Es werden Posts vom Oktober, 2023 angezeigt.

Von Gewichtigem - KW 25

Moarh. Ich fühle mich im Moment so fürchterlich unwohl in meiner Haut. Das ist zum einen hormonell bedingt. Ich menstruiere so vor mich hin und der Zyklus wird, je älter ich werde, immer kürzer. Wenn sich die Tendenz so fortsetzt, blute ich irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wahrscheinlich durchgängig. Das wird total super. Dann schule ich um und werde die bestbezahlteste Splatterdarstellerin der Welt. Zum anderen, und das muss ich mir leider eingestehen, bin ich aber auch wirklich einfach zu dick. Und anstatt das anzugehen, lasse ich mich vom Essen verlocken, snacke immer wieder nebenbei und nasche zuviel. Regelmäßig denke ich darüber nach, jetzt doch mal zur gesunden Ernährung zurückzukehren, aber ich schaffe es nicht. Stattdessen schleiche ich mit geschlossenen Augen an der Waage vorbei und fühle mich schlecht. Ich versuche, andere dazu zu überreden, mit mir gemeinsam die Ernährung umzustellen und/oder zu sporteln, aber alle entziehen sich. Außer H. Der würde vermutlich voller

Vom Putzen

Lieber H., ich sollte mir Zeit zum schreiben nehmen, um das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. Stattdessen putze ich. Weil ich immer putze, wenn meine Gedanken zu wild durcheinander wirbeln und ich das Gefühl habe, mich darin zu verlieren. Ich putze den ganzen, verdammten Tag. Dabei wünschte ich sehr, dass das eine Übertreibung wäre. Aber ich stehe um 4 Uhr morgens auf, weil ich nicht mehr schlafen kann, und greife um 4:30 Uhr, direkt nach der ersten Tasse Kaffee, zum Putzlappen. Seit zwei Tagen. Diesen Post tippe ich um 22:56 Uhr. Nachdem ich gerade den Dachboden gestaubsaugt, zwei Möbelstücke zusammengebaut und eine drei Meter lange, sehr hübsche Silikonnaht gezogen habe. Man sollte meinen, dass es so viel gar nicht zu putzen und zu rödeln gibt. Aber doch, das gibt es. Im Moment habe ich sogar das Gefühl, dass es umso chaotischer aussieht, je mehr ich mich haushaltstechnisch austobe. Vielleicht liegt das daran, dass ich im Haushalt vollkommen talentlos bin. Ich mache ihn nur, weil ich i

Von Sommertagen

Ich trage ein schwarzes Wickelkleid mit einem weißen Spaghettitop darunter. Wickelkleider sind toll. Sie betonen genau die beiden Vorzüge, die mein Körper hat: Taille, denn dort wird das Kleid gebunden, und Brüste. Und weil ich mich gut fühle, schlüpfe ich, kurz bevor ich aus dem Haus will, doch noch aus meinem Höschen heraus. Es stört mich irgendwie, ist unbequem und kneift. Also weg damit. Draußen ist es ohnehin warm. Unterwegs bekomme ich allerdings doch Bedenken. Ich frage mich, ob das Kleid zu durchsichtig ist. Ob man sieht, dass ich nichts darunter trage, wenn man mir auf den Hintern schaut. Als ich auf dem Parkplatz aus dem Auto steige, wird mir schlagartig klar, dass es noch ein ganz anderes Problem gibt. Ich muss aufpassen: Der Wind fährt so geschickt unter mein Kleid, dass er es hochhebt. Ich checke es natürlich zu spät und betrete, nur wenige Sekunden später, mit einigermaßen gesunder Gesichtsfarbe den Baumarkt. Dass mich dabei zwei alte Männer deutlich zu lange betrachten,

Vom Verkorkstsein

Manchmal habe ich das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich so verkorkst bin: Es gibt banale, alltägliche Situationen, in denen ich nicht so funktioniere, wie ein Mensch funktionieren sollte und dann fühle ich mich verpflichtet, mein Verhalten zu erklären, indem ich Gefühle preisgebe, was mich letztendlich komplizierter wirken lässt, als ich eigentlich bin. War das ein Satz? Oder ergibt das nur in meinem Kopf Sinn?

Vom Schreien

Der Mann und ich haben seit mehreren Tagen Besuch. Eigentlich mag ich den Besuch. Aber zurzeit bin ich so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass es mich belastet, nicht in dem Maße allein sein zu können, in dem ich es brauche, damit es mir gut geht. Also schiebe ich heute einen Termin vor, den ich durchaus hätte ausfallen lassen können, und nutze ihn, um förmlich von Zuhause zu flüchten. Leider aber reicht die Zeit, die ich nicht Zuhause verbringe, bei weitem nicht aus, um mich zu regenerieren. Nach dem Termin merke ich, dass ich nicht nach Hause fahren will. Die dauerhafte Lautstärke dort, fabriziert durch mehrere Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren, geht mir an die Substanz. Und ich mag auch nicht reden. Oder jemanden unterhalten müssen. Stattdessen will ich einsiedlerkrebsen. Alleine und still und nur für mich sein.  Mein Herz ist schwer. Es fühlt sich an, als würde es in meinen Fußsohlen schlagen und sie überreden wollen, woanders hin zu laufen. Also verlängere ich meine

Vom Mut, sich ehrlich zu zeigen

"Lieber H., ich mag Menschen, interessiere mich schon immer für sie, für ihre Lebensgeschichten, ihre Entscheidungen, ihre Verletzungen, ihre Geheimnisse. (...) Ich treffe viele Menschen, habe in eine Menge Abgründe hineingesehen, einige Menschen tiefer kennengelernt, als ich je glaubte, dass es möglich ist, aber die meisten Charaktere empfinde ich nicht mehr als spannend. Weil das bei dir anders ist, würde ich dich gerne ein wenig festhalten. Ich bin neugierig auf dich und ich glaube, eine gewisse Resonanz bei dir zu spüren - eine, derer ich mir noch nicht sicher bin, weil sie kaum wahrnehmbar mitschwingt. Aber wenn ich recht habe, wenn dort wirklich dieser Hauch von Resonanz ist, könntest du mir dann bitte ein Zeichen geben? Ich bin hier und ich würde dich wahnsinnig gerne kennenlernen dürfen." ( Von der Schwärmerei , 31.08.2022) Ich mag den Menschen, zu dem ich in letzter Zeit werde, sehr. Und je mehr ich mich traue, ich selbst zu sein, desto mutiger werde ich.  Vor einige

Vom mechanischen Orgasmus

Es ist mitten in der Nacht. Die dritte Nacht infolge und ich kann nicht schlafen. Seit dreieinhalb Stunden drehe und wende ich mich, ohne zur Ruhe zu kommen. Die Gedanken toben so laut durch meinen Kopf, dass ich mich frage, wie der Mann, der neben mir im Bett liegt, so friedlich schnarchend vor sich hinschlafen kann, ohne etwas von dem Chaos in meinem Kopf zu ahnen. Die Nacht ist zu dunkel für mich. Immer wieder denke ich, dass mein Körper doch irgendwann müde genug sein muss, um den Kopf auszuschalten und einzuschlafen. Aber die Gedanken verselbständigen sich. Wieder und wieder. Um 1:30 Uhr gebe ich auf und stehe auf. Allerdings schleiche ich mich nicht aus dem Zimmer, sondern erst einmal zum Schlafzimmerschrank. Leise öffne ich die Schublade unter den Socken und taste zwischen all dem Spielzeug nach dem, was ich suche. Ich muss mich entspannen. Dringend und schnell. Da ist der Womanizer die beste Wahl. Auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend scrolle ich mich durch mein Handy. Wenn ich mi

Vom Mauerloch

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" Ich schreib' auf deine Mauer: "Hier ist die Tür". Und ich renne fest dagegen, damit ich irgendetwas spür'. Und je mehr ich deine Nähe such', desto weiter rückst du fort. Und obwohl ich mich dafür verfluch', werf ich die Hoffnung nicht ganz über Bord. " (Alin Coen: Ich war hier) Ich bin davon überzeugt, dass jede Begegnung einen Zweck hat, dass man, wann immer man einem Menschen über den Weg läuft, etwas von ihm nimmt und ihm etwas von sich selbst mitgibt. Ich weiß noch nicht, was genau er mir gibt, aber ich glaube zu wissen, warum ich seinen Weg gekreuzt habe: Was immer mir das Leben serviert, ich versuche, etwas Gutes darin zu finden, selbst in den schwärzesten Momenten. Ich bin resilient. Falle auf meine Füße oder stehe, unter Aufbegehren all meiner Kraft, wieder auf. Selbst wenn es lange dauert alte Wunden zu heilen: Ich liebe mich durch das Leben hindurch, liebe die Menschen und einfach alles, was mir wild vor die Füße fällt. Seitdem ich ihn ke

Vom Geburtstagswunsch

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"Und ein Abschied von meinem ältesten und liebsten Freund, der in einer Mischung aus Alkohol und anderen Drogen so körperlich übergriffig geworden ist, dass ich ihn geschlagen habe, um ihn abzuwehren. Ich weiß seitdem nicht so recht, wofür ich mich mehr schäme: Dafür das ich, der wohl friedfertigste Mensch dieser Welt, tatsächlich handgreiflich geworden bin, oder dafür, dass er mein Vertrauen so missbraucht und versucht hat, mich sexuell zu erniedrigen. Klar ist mir momentan nur eines: Das war einmal unsere Freundschaft. Denn so ein Verhalten könnte ich nicht einmal dann verzeihen, wenn ich es wollte." (31.12.2018) Alles Gute zum Geburtstag, Harry. Und auch wenn ich dich niemals wiedersehen will: Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du es geschafft hast, clean zu werden. Dass du glücklich bist, irgendwo dort draußen. Aber wie glücklich kannst du wohl sein, nach dem was du getan hast? Vielleicht sollte ich dir, nach all dem, lieber Vergessen wünschen. Das zumindest würde ic

Vom Glücklichsein

" Das Leben ist schön, die Zukunft fängt an. Die Sonne scheint und ich weiß, warum sie lacht: Weil sie weiß, dass ich es genauso kann." (Sebastian Hackel: Warum sie lacht) In den letzten Tagen habe ich mich durch diese Webseite hindurchgelesen. Es ist gefühlt so lange her, dass ich ausführlich hier geschrieben habe, dass einige meiner Zeilen auf mich wirken als hätte sie eine fremde Person geschrieben. Mir ist erst beim Lesen klar geworden, über welch langen Zeitraum ich mich schlecht gefühlt habe. Und mir ist deutlich geworden, dass ich mich verändert habe. Auch wenn ich mich immer geweigert habe, erwachsen zu werden, bin ich letztendlich doch erwachsener geworden. Aber ich bin auch, vor allem in diesem Jahr, ein bisschen mehr zu dem Menschen geworden, der ich immer sein wollte. Der leise Zauber, der hier oftmals in meinen Zeilen mitschwang, hat den Weg in meine Lebenswirklichkeit gefunden: Ich bringe Menschen zum Lächeln, indem ich 82 Hasen in ihrer Wohnung verstecke, bek