Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Zuhause

Ich habe so lange nicht geschrieben, mir stattdessen erst mit twittern und dann mit zeichnen die Zeit vertrieben, dass ich mich regelrecht eingerostet fühle. Die Sätze bilden sich nur langsam und die richtigen Worte lassen auf sich warten. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mein Herz noch so an der Schreiberei hängt wie noch vor einigen Jahren. Vielleicht habe ich einen anderen Weg gefunden, mich auszudrücken. Bilder zu zeichnen ist für mich intuitiver. Ich muss mich nicht konzentrieren, kann mich von Gefühlen leiten lassen. Und das brauche ich, um bei mir zu bleiben. Das Zeichnen leert mir den Kopf. Ich kann dabei Gedanken ordnen. Und ich spüre mich. Entschleunige. 

Auch im Haus entschleunige ich. Ich spüre bis in die letzte Faser meines Körpers hinein, dass es mein Haus ist. Alles fühlt sich warm an. Nach Zuhause. Und nach ankommen. 

Heute habe ich mich vor dem Haus ein wenig in die Sonne gesetzt und die Wärme genossen. Vor allem aber habe ich die lustigen Kringel, die das grelle Sonnenlicht auf meine geschlossenen Lider gezaubert hat, genossen. Ich habe mich in den Samstag hineingelauscht, den Hühnern beim Gackern zugehört, ein bisschen über die spitzen Schreie der wilden Fasane geschmunzelt und mich in das Vogelgezwitscher hineinfallen lassen. Ab und zu hat sogar ein Schaf gemäht. 

Entgegen der häufigen Annahme ist das Landleben nicht still. Im Gegenteil: Es ist sogar ziemlich laut. Aber es ist natürlich. Ich fühle mich... integrierter hier. Eher als ein Teil der Natur und weniger als ein Störfaktor. Alle Hektik bleibt draußen, hier ist es friedlich. Besser kann ich es zur Zeit noch nicht ausdrücken. Ich habe mich über den Zitronenfalter gefreut, der vorhin meinen Weg gekreuzt hat, denn ich habe seit Jahren keinen mehr gesehen. Ich liebe die Hasen, die am späten Nachmittag über die Wiese hoppeln. Und ich mag die Eule, die manchmal über das Grundstück fliegt. 

Das Leben hier berührt mich. Sehr.

Es richtet irgendetwas in mir. Zurück in die rechte Position. 

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