Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Funken

Gestern ist etwas seltsames geschehen. Ich bin einer spontanen Eingebung gefolgt und habe mich in einem sozialen Netzwerk angemeldet. Es hat ungefähr eine Minute gedauert, bis mich die erste Person aus meiner Vergangenheit angeschrieben hat. Ich habe ihr meine Telefonnummer gegeben. Und seitdem explodiert mein Handy vor Nachrichten.

"Wo zur Hölle warst du? Du bist einfach untergetaucht. Wir haben dich überall gesucht! Bist du das wirklich?!"

Und ja, es stimmt. Ich habe vor zehn Jahren eine Menge Brücken abgebrochen. Ganz bewusst. Weil ich in einer Rolle feststeckte, die ich nicht verlassen konnte. Alle sahen in mir das Gleiche, die Zuhörerin, die Ratgeberin, aber keiner sah mich, den Menschen mit eigenen Gedanken und Gefühlen. Und als ich verstand, dass sich das nicht ändern wird, habe ich mich neu erfunden. Alleine. Was zugegebenermaßen nicht ganz fair gewesen sein mag. Aber ohne Zweifel notwendig für mich selbst.

"Ich bin so froh, dass es dich noch gibt!"

Seine Worte berühren mich deutlich tiefer, als ich es nach so langer Zeit geglaubt hätte. Und spülen mir totgeglaubte Erinnerungen vor Augen. Ich denke daran, wie gerne ich ihn küssen wollte. Wie ich das erste Mal im Leben Schnaps getrunken habe. Mit ihm, auf seinem Zimmer. Ihm dösknaddelig erklärte, wie attraktiv ich ihn finde. Und dann fällt mir ein, wie ich zu meinem 16. Geburtstag im Dunkeln auf der Autobahn saß. Auf einem unbegrenzten Streckenabschnitt. Und wie er mich anbrüllte. Ich hab die Worte noch genau im Ohr. "Du willst nicht hier runterkommen?! Dann bleib halt hier sitzen. Lass dich doch tot fahren. Ist mir scheiß egal!" Vermutlich hat er mir damit das Leben gerettet.

All das, all diese Gefühle, überrollen mich. 

Da sind so viele Erinnerungen.

Und auch ein wenig Schmerz.

Unter all dem glüht, deutlich spürbar, ein Funken. 

Kommentare

  1. Ich hab dich auch gesehen... Und nicht getraut, was dazu zu schreiben...
    Ich denk an dich

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