Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Kanonen und Spatzen

"Zwischen deine Schulterblätter  
passt ein Messer und ein Kuss..."

(Subway to Sally: Das Messer) 

Früher war ich impulsiv, temperamentvoll, unüberlegt. Ich konnte gut streiten. War scharfzüngig und es fiel mir leicht, auch mal unter die Gürtellinie zu zielen. Nach Ephraims Selbstmordversuch hat sich das verändert. Seitdem flüchte ich aus Konfliktsituationen und überlege mir erst einmal gründlich, was ich sagen will. Weil ich mich davor fürchte, etwas zu sagen, was ich bereuen könnte.
Aber ab und an, ganz selten, gibt es Momente in meinem Leben, in denen die Angst in mir schlagartig so groß wird, dass sich der Selbtschutz prophylaktisch anschaltet. Dann kann ich nicht mehr klar denken kann und fange an, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Das ist nicht feinfühlig, nicht schlau, nicht schön. Meistens ist es nur ein Blutbad. Und hinterher fühle ich mich einfach nur eklig.

(https://stocksnap.io/photo/CJDTFX28E7, 28.08.2017)

Kommentare

  1. Ich mag es generell nicht, unter die Gürtellinie zu zielen - auch wenn ich es kann. Aber wenn ich im Leben eines gelernt habe, dann dass die Verletzungen, die durch Worte hervorgerufen werden, teilweise jahrelang brauchen, um zu heilen. Wenn sie es überhaupt tun. Vielleicht bin ich aber auch zu zart besaitet. Zumindest sind die, denen die Worte im Zorn oder aus Gleichgültigkeit entschlüpft sind, immer sehr erstaunt über das, was sie da anrichten/angerichtet haben und dann heißt es gerne "Das habe ich doch gar nicht so gemeint" oder "du bist zu empfindlich." Ich kann einen Streit durchaus ertragen und bin wahrlich nicht immer auf Harmonie gepolt. Wenn die Situation allerdings kippt und es wirklich bösartig wird, habe ich mir angewöhnt, im Streitfall aus dem Raum zu gehen. Vorher erkläre ich noch so ruhig und situationsangemessen wie möglich, dass mir gleich die Sicherungen durchbrennen werden und ich jetzt für mich allein sein muss, weil ich sonst keine Garantie für das übernehme, was mir evtl. rausrutscht. Mit der Strategie fahre ich ganz gut.

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    1. Ich mag es auch nicht, unter die Gürtellinie zu zielen, muss aber dennoch zugeben, dass ich früher sehr impulsiv war und meine Reaktionen nicht immer im Griff hatte.
      Heute halte ich es so wie du: Im Notfall ziehe ich mich zurück, ordne meine Gefühle und löse den Konflikt, nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe. Nur ein Übermaß an Angst kann mich heute noch dazu bringen, im Affekt zu handeln.
      Deine Strategie klingt toll: Sie klingt nach dem perfekten Mittelmaß zwischen Konfliktfähigkeit und Harmonie.

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    2. Off topic: Deine Mailadresse im Profil stimmt? "zugemuschelt"? Habe dich gestern kurz angemailt. Nichts Weltbewegendes, aber es wäre trotzdem blöd, wenn sie (mal wieder, wieder so oft) im Spam landet. ;)

      LG Anna

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    3. Gedankenübertragung. Frage hat sich gerade erledigt. ;)

      Alles Liebe,
      Anna

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