Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Männern und Frauen


"Ich war gerade um Supermarkt", berichte ich lächelnd. "Hinter mir stand ein Mann in der Kassenschlange. Er hat ein Glas Bockwürste, eine Packung Kinderriegel, eine Tüte Milch und eine Cola auf das Kassenband gelegt. Plötzlich ruft eine blonde, total hübsche Frau quer durch den Supermarkt seinen Namen. Er dreht sich zu ihr um, grüßt sie und sie stellen fest, dass sie gerade dabei sind, exakt die gleichen Dinge einzukaufen. Sie haben einander so angestrahlt, woher auch immer sie sich kennen, ich bin mir sicher, dass sie sich gerade hoffnungslos in einander verliebt haben. Ich habe eben den Beginn einer großartigen Liebesgeschichte miterlebt. Daran habe ich keinerlei Zweifel."

Er lächelt, während er meinen Worten lauscht. Als ich alles gesagt habe, was zu sagen ist, erwidert er in seiner typischen trockenen Art:
"Eigentlich ist die Frau, die du gerade im Supermarkt gesehen hast, die Nachbarin des Mannes, der hinter dir in der Kassenschlange stand. Sie beobachtet ihn permanent und versucht schon seit Wochen mit ihm ins Gespräch zu kommen. Heute ist sie ihm in den Supermarkt gefolgt, hat beobachtet, welche Sachen er einkauft und sich schließlich dazu entschieden, genau die gleichen Dinge auszuwählen, um ihn endlich auf sich aufmerksam zu machen. Ich bin sicher, dass sie eine irre Stalkerin ist. Das war nicht der Beginn einer großartigen Liebesgeschichte. Sondern der Startschuss zu einer wilden Verfolgungjagd."


Pah, wie unromantisch!
Männer sind komisch.
Sie sind dazu fähig, die schönsten Liebesgeschichten mit wenigen Worten zu ruinieren.

Kommentare

  1. Ich glaube auch an die Stalkerin.

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    1. Ich hatte keinerlei Zweifel an deiner Männlichkeit. :-*

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  2. Das ist, einseitig belichtet, zutreffend.

    Andererseits vermögen nur verliebte Männer, aus den denkbar undankbarsten Situationen und Gelegenheiten unglaublich romantische und herzschmunzelnswerte Momente zu zaubern.

    Wer das Potential hat, Momente zu ruinieren, hat auch jenes, aus Ruinen Schlösser auferstehen zu lassen .

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    1. Mir war bewusst, dass ich verallgemeinere - und da war reine Absicht. Obwohl ich das auch nicht ganz ernst gemeint, sondern eher mit einem amüsierten Augenzwinkern geschrieben habe.
      Ich mag Schlösser. Und hätte gerne mehr davon.

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  3. Ich glaube es auch, das ist der Beginn einer wundervollen Romanze. Bei diesen grandiosen Einkäufen: Ich kann nicht anders, als mir vorzustellen, wie die beiden gemeinsam bei Kerzenschein mit einem Gläschen Wurstwasser auf ihre frisch erblühte Romanze anstoßen und sich dabei tief in die Augen schauen ^^.

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    1. Ich hätte dich eher bei der Stalkerinnen-Theorie verortet und bin dementsprechend etwas überrascht. Allerdings ist die Vorstellung, das beide bei einem romantischen Dinner mit einem Glässchen Wurstwasser auf ihre erblühte Romanze anstoßen, äußerst erheiternd und es sicher wert, an die große Liebesgeschichte zu glauben. :-)
      Nach der ersten gemeinsamen Nacht gibt es also Kinderriegel und Milch zum Frühstück. Bis aus Spaß Ernst wird und Ernst laufen lernt. Ernst bekommt immer nur Cola zu trinken. Damit er eines Tages über sich hinauswächst. Zähne sind überbewertet. Gesunde Ernährung auch.
      Supermarkt-Romanzen sind super.

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  4. Völlig unabhängig davon, welche Theorie nun in diesem Fall tatsächlich der Wahrheit entspricht: Wie schade wäre es, würde man den Glauben an derartige Liebesgeschichten aufgeben!?

    Kennst du "Die Frau meines Lebens" von Nicolas Barreau?

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    1. Ich würde das auch schade finden.

      Nein, das Buch kenne ich nicht.
      Ist das eine Empfehlung?

      Off topic: Deine Mail ist angekommen. Sie wird beantwortet. Aber ich bitte um ein wenig Zeit. Im Moment hänge ich etwas mit der Mail-Bearbeitung hinterher...

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