Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Auflösung

"Es regnete. Jeden Tag stand ich am Wohnzimmerfenster und schaute hinaus auf die Straße. Die Welt draußen war verschwommen, denn der Wind vom Fjord riss den Regen in Fetzen und Stücke und peitschte das Wasser gegen die Fensterscheiben. Richtig deutlich war nur mein eigenes Spiegelbild. Hinter diesem Spiegelbild befand sich die Welt in Auflösung." 

(Ingmar Ambjørnsen: Teufels Geburtstag)


Tyrannosaurus Rex wohnt in meinem kleinen Klinkerhäuschen. Ich weiß gar nicht, wie er dahin gekommen ist. Jedenfalls wohnt er da, plötzlich, in meinem Zuhause und randaliert und tobt und frisst Menschen. Das trifft sich gut, denn in meinem Haus laufen auf einmal ziemlich viele fremde Menschen rum, die alle schreien und weinen und mir viel zu laut sind. Ich kann mich hier gar nicht richtig verkriechen.

Deshalb, und weil ich es irgendwann nicht mehr aushalte, völlig verängstigt auf leisen Sohlen durch mein eigenes Zuhause zu schleichen, verlasse ich es. Ich warte bis Rex schläft, greife nach meiner Bettdecke und flüchte nach draußen. Auf der Suche nach einem guten Versteck renne ich wie verrückt durch den Garten und hoffe, dass mich  Tyrannosaurus Rex bloß nicht dabei beobachtet. Unterwegs rette ich ein kleines, braunweißes Meerschweinchen, das Locken hat und braune, große Knopfaugen. Ganz zerbrechlich schmiegt es sich in meine Hand hinein.

Hinter einem Hügel in meinem Garten, von dem aus ich mein Zuhause beobachten kann, werfe ich meine Bettdecke in das nasse Gras. Hier wohne ich jetzt und warte darauf, dass Tyrannosaurus Rex wieder auszieht. Bis er das tut, pflücke ich meinem Meerschweinchen Löwenzahn und füttere es damit. Es ist völlig verhungert.

(Sowas träume ich. Nachts.)

Kommentare

  1. Du hast nicht zufällig "Get the F*ck out of my House“ gesehen? 100 Menschen, die in ein Einfamilienhaus gepfercht werden/sich pferchen lassen?

    https://web.de/magazine/unterhaltung/tv-film/prosieben-show-get-the-fck-out-of-my-house-xxl-big-brother-32731750

    Der Bericht kam mir gestern vor dem Check der Mails unter und ich weiß nicht, was ich gruseliger finde. Deinen Traum oder diese... äh... "Show".

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    1. Nein, das sagt mir gar nichts. Um ehrlich zu sein, habe ich erst seit ein paar Monaten, zum ersten Mal in meinem Leben, einen Fernseher. Und ich habe zwar mal versucht, Fernsehen zu schauen, aber das Programm war derartig unterirdisch, dass ich es schnell wieder gelassen habe. Mag aber sein, dass ich es einfach zum falschen Zeitpunkt versucht habe. Keine Ahnung.

      Ich bin aber deinem Link gefolgt - danke dafür. Und ja: Das ist gruselig. Gruseliger als mein Traum, definitiv. Ganz viel gruseliger.
      (Wer schaut sich solche Sendungen an?!)

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    2. Sehr sympathisch. Mein Fernseher verdankt seine Daseinsberechtigung einigen wenigen DVDs sowie der Hand- u. Fußball-Bundesliga.^^

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