Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der Auflösung

"Es regnete. Jeden Tag stand ich am Wohnzimmerfenster und schaute hinaus auf die Straße. Die Welt draußen war verschwommen, denn der Wind vom Fjord riss den Regen in Fetzen und Stücke und peitschte das Wasser gegen die Fensterscheiben. Richtig deutlich war nur mein eigenes Spiegelbild. Hinter diesem Spiegelbild befand sich die Welt in Auflösung." 

(Ingmar Ambjørnsen: Teufels Geburtstag)


Tyrannosaurus Rex wohnt in meinem kleinen Klinkerhäuschen. Ich weiß gar nicht, wie er dahin gekommen ist. Jedenfalls wohnt er da, plötzlich, in meinem Zuhause und randaliert und tobt und frisst Menschen. Das trifft sich gut, denn in meinem Haus laufen auf einmal ziemlich viele fremde Menschen rum, die alle schreien und weinen und mir viel zu laut sind. Ich kann mich hier gar nicht richtig verkriechen.

Deshalb, und weil ich es irgendwann nicht mehr aushalte, völlig verängstigt auf leisen Sohlen durch mein eigenes Zuhause zu schleichen, verlasse ich es. Ich warte bis Rex schläft, greife nach meiner Bettdecke und flüchte nach draußen. Auf der Suche nach einem guten Versteck renne ich wie verrückt durch den Garten und hoffe, dass mich  Tyrannosaurus Rex bloß nicht dabei beobachtet. Unterwegs rette ich ein kleines, braunweißes Meerschweinchen, das Locken hat und braune, große Knopfaugen. Ganz zerbrechlich schmiegt es sich in meine Hand hinein.

Hinter einem Hügel in meinem Garten, von dem aus ich mein Zuhause beobachten kann, werfe ich meine Bettdecke in das nasse Gras. Hier wohne ich jetzt und warte darauf, dass Tyrannosaurus Rex wieder auszieht. Bis er das tut, pflücke ich meinem Meerschweinchen Löwenzahn und füttere es damit. Es ist völlig verhungert.

(Sowas träume ich. Nachts.)

Kommentare

  1. Du hast nicht zufällig "Get the F*ck out of my House“ gesehen? 100 Menschen, die in ein Einfamilienhaus gepfercht werden/sich pferchen lassen?

    https://web.de/magazine/unterhaltung/tv-film/prosieben-show-get-the-fck-out-of-my-house-xxl-big-brother-32731750

    Der Bericht kam mir gestern vor dem Check der Mails unter und ich weiß nicht, was ich gruseliger finde. Deinen Traum oder diese... äh... "Show".

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    1. Nein, das sagt mir gar nichts. Um ehrlich zu sein, habe ich erst seit ein paar Monaten, zum ersten Mal in meinem Leben, einen Fernseher. Und ich habe zwar mal versucht, Fernsehen zu schauen, aber das Programm war derartig unterirdisch, dass ich es schnell wieder gelassen habe. Mag aber sein, dass ich es einfach zum falschen Zeitpunkt versucht habe. Keine Ahnung.

      Ich bin aber deinem Link gefolgt - danke dafür. Und ja: Das ist gruselig. Gruseliger als mein Traum, definitiv. Ganz viel gruseliger.
      (Wer schaut sich solche Sendungen an?!)

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    2. Sehr sympathisch. Mein Fernseher verdankt seine Daseinsberechtigung einigen wenigen DVDs sowie der Hand- u. Fußball-Bundesliga.^^

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