Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von den Komplimenten der letzten Tage

Mein oberster Chef:

"Sie scheinen wirklich gute Arbeit zu machen. Der Abteilungsleiter von X grüßt mich jetzt immer viel freundlicher, wenn ich ihn in der Kantine treffe. Das ist toll!"

Meine Abteilungsleiterin:

"Ich war gestern in einer Besprechung mit der Abteilung X. Ich wollte dir nur sagen, dass die dich alle in den höchsten Tönen loben! Sie sagen, sie fühlen sich in ihrer Personalnot ernst genommen und dass du ihre Vakanzen sehr schnell bearbeitest, zuverlässig bist, flexibel im Finden von Terminen und ausnahmslos freundlich. Sie waren wirklich sehr begeistert!"

Ein anderer Abteilungsleiter:

"Frau Muschelmädchen, man merkt richtig, dass es im Personalteam Änderungen gab. Seitdem sie da sind, habe ich das Gefühl, dass personaltechnisch endlich mal was passiert!"

Und mein Lieblingskompliment, von einem noch anderen Abteilungsleiter in einer Runde voller Abteilungsleiter:

"Frau Muschelmädchen, ich möchte die Gelegenheit nutzen und ihnen einfach mal Danke sagen! Dafür, dass sie so schnell und flexibel auf unsere Bedürfnisse reagieren. Sie sind immer super freundlich, machen, was sie sagen und wir fühlen uns ernst genommen. Unsere Leute sind alle extrem überlastet, müde und frustriert, weil wir so unterbesetzt sind. Jetzt aber merken wir alle, dass in dieser Hinsicht endlich mal was passiert. Spürbar passiert. Und das wirkt sich bei uns sehr auf die Stimmung in der Abteilung aus. Wir sehen alle endlich mal wieder ein Licht am Horizont! Und es ist uns wichtig, ihnen das auch einfach mal zurückzumelden."

Und noch eins, vom Betriebsrat:

"Wir haben da ein Problem. Wir können an den Auswahlgesprächen für Stelle X nicht teilnehmen. Eigentlich machen wir das gar nicht, aber in diesem Fall machen wir eine Ausnahme, weil wir sie in den Vorstellungsgesprächen der letzten Wochen gut kennenlernen konnten: Führen sie das Gespräch ohne uns. Wir vertrauen ihnen und wissen, dass sie das gut machen."


Ha!!! Die haben mich feedbacktechnisch dreieinhalb Monate richtig auflaufen lassen! Ich habe mich in den letzten Wochen ziemlich oft gefragt, ob ich es überhaupt durch die Probezeit schaffe. Denn die einzigen Rückmeldungen, die zu meiner Arbeit kamen, waren Hinweise zu Fehlern: Flüchtigkeitsfehlern, resultierend aus jeder Menge Stress und deutlich zu viel Arbeit. Und Fehler, die mit einer unzureichenden Einarbeitung zu begründen sind. 

Und dann gibt's plötzlich, innerhalb von drei Tagen, so viel positive Rückmeldung? Die sind doch echt merkwürdig im öffentlichen Dienst. Aber das Lob tut gut. Ich bin einfach richtig, richtig gerne gut in meinem Job! :-)

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