Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Geistern

Die letzte Nacht war unfassbar dunkel und viel zu lang. Noch immer kitzeln mich die Geister. Sie ziehen an meinen Haaren, flüstern mir Dinge ins Ohr, umarmen mich kalt und fest und lachen ob der Mauern, die ich innerlich gebaut habe. Sie hämmern und kratzen und poltern. Nur langsam verlieren sie im Licht des Tages an Macht. Lässt die Intensität ihrer Berührungen nach. Jetzt fühlt sich mein Körper schmerzhaft verkrampft an. Alles ist müde. Vom kämpfen. Arme, Beine, Augenlider. Es gruselt mich jetzt schon vor der kommenden Nacht.

Ich erinnere mich an ein Spiel, dass ich früher immer mit T. gespielt habe, wenn es einem von uns nicht gut ging. Derjenige, der sich verloren fühlte, schrumpfte sich gedanklich auf die Größe einer Stecknadel und rollte sich, in unserer Vorstellung, in der Schlüsselbeinkuhle des anderen zusammen. Dort, in der Herznähe des anderen, so stellten wir es uns vor, wäre es warm, geborgen und sicher. Und auch wenn das wie ein sehr seltsames, viel zu verrücktes Gedankenkonstrukt erscheint, tat es uns gut, auf diesem Weg beisammen zu sein. An einem Ort, der sicher war. Ohne Angst, ohne Risiko, ohne Geister. Nur für den jeweils anderen betretbar. Das war unser Geheimnis. Dem anderen, im Chaos der Realität, einen einzigartigen Raum zu schaffen. 

Heute fehlt mir so ein Ort manchmal. Vor allem in und nach Nächten wie dieser. Ich bin wach, aber ich fühle mich, als könne ich nicht aufwachen. Ich würde so gerne. Aber ich bin mir sicher, dass ich noch träume.





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