Ich ertappe mich dabei, wie sich mein Kopfkino verselbständigt. Genervt verdrehe ich die Augen und beiße mir fest auf die Unterlippe, entschlossen jegliche Lust zu unterbinden. Aber das hilft nicht. Im Gegenteil: Der süße Schmerz macht Lust auf mehr. Und so rutsche ich unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Unfähig ordentlich zu arbeiten und unfähig, mich auf die Lust einzulassen, die unbefriedigt in mir hochbrandet.
Ich merke, wie ich wütend werde.
Sag mal, irgendwann, am Ende unseres Lebens, wenn unsere Körper runzelig und unsere Lebenspartner verstorben sind, wirst du mich dann endlich ficken? Wirst du dann deinen Kopf zwischen meinen Schenkeln vergraben und mich deine Zunge spüren lassen? Wirst du mich dann über deine Knie legen und all die verschenkten Jahre auf meiner Haut spüren lassen? Und wirst du mich dann endlich erlösen von dieser Lust, die von Jahr zu Jahr zwar intensiver, aber auch immer unerträglicher wird?
Denn, ehrlich, dieser Zustand nervt. Ich bin eine Süchtige, die dich zum Sexgott hochstilisiert. Und war ohne dass du etwas dafür tust oder Gedanken dieser Art auch nur im geringsten befeuerst. Im Gegenteil: Du tust nichts. Bist einfach nur da.
Und ich will dich, so sehr, dass es fast schmerzt. Sobald ich dich sehe oder deine Stimme höre, schreit mein verräterischer Körper stumm nach dir. Bis in die letzte Faser hinein, ist er pure Lust und reines Wollen. Himmelherrgott: Ich will dir nackt in die Arme springen, mich an dir reiben, die Beine spreizen und dich anflehen, es mir zu besorgen. Wie jemand, dem Kontrolle und Selbstachtung völlig abhanden gekommen sind. Der es braucht. Weil er sich verloren hat. In dir.
Aber glaub bloß nicht, dass ich dir von all dem auch nur irgendetwas sagen werde. Werde ich nämlich nicht. Ich kann nicht. Und ich will auch nicht. Denn ich habe viel zu viel zu verlieren: Meine Unbeschwertheit, meinen Rückhalt, mein Zuhause. Und nicht zuletzt meinen Stolz.
Also schweige ich. Wie die letzten Jahre. Wenn es sein muss, dann bis zum bitteren Ende. Unter Aufbegehren all meiner Kräfte. Ich hab ja noch meine Träume. Und meine Finger. Und Pornos. Und Hilfsmittel.
Und weißt du was? Wenn ich diesen Blogpost jetzt beende und auf „veröffentlichen" drücke, werde ich meine Augen schließen, mit den Fingern in mich eindringen und mich zwingen, unter Aufbegehrung eines klitzekleines bisschen Restwürde, an einen anderen Mann zu denken. An einen, der nicht so unglaublich begehrenswert ist wie du.
Das ist hart. Aber haben wir nicht alle unerfüllte (oft auch sexuelle) Wünsche? Genieße die Zeit mit Dir. Keine(r) versteht Dich besser.
AntwortenLöschenOk, vielleicht Einer noch.
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