Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von den drei U's

Es ist nicht gut, dass ich mich so ausgehöhlt fühle, nachdem ich ein paar Tage mit meiner Familie verbracht habe. Und trotzdem entscheide ich mich hin und wieder dazu. Dann bin ich jedesmal voller Vorfreude und mir sicher, dass es dieses Mal anders wird. Nur um dann wieder auf den Boden der Tatsachen zu landen.

Es ist so: Gefühlt bin und bleibe ich das Kind meiner Familie, egal wie alt ich bin. Und als dieses fühle ich mich ungeliebt. Nicht von meinem Eltern. Meine Mama und mein Papa sind großartig. Aber vom ganzen Rest. Warum haben die mich nicht lieb? Warum interessieren die sich nicht für mich? Warum bin ich denen so egal? Das sind die Fragen, die an mir nagen, seitdem ich wieder Zuhause bin. Meine Familie kennt mich nicht. Und würde ich heute sterben, hätte ich Angst vor der Grabrede. Denn was will man schon über jemanden sagen, von dem man nichts weiß. 

Nichts, was ich tue, scheint gut genug für meine Familie zu sein. Auch nicht die Bilder, die ich male. Erst ist man hellauf begeistert. Dann zeige ich meinem Patenkind mit ein paar einfachen Tricks, wie es besser zeichnen kann. Das funktioniert so gut, dass es dann heißt: "Oh, schön. Xy kann das ja viel besser als du. Und die ist erst 12 Jahre alt. Da hat sie wohl deutlich mehr Talent. Vielleicht lässt du es dann besser." Und es ist albern von mir, das ist mir bewusst, aber: Die Worte treffen mich. Ich fühle mich abgewertet. Ich bin nicht gut genug. So generell nicht. Nicht gut genug im zeichnen, nicht hübsch genug, nicht dünn bzw. essgestört genug, nicht erfolgreich genug, nicht reich genug. Nicht verheiratet, kein Arzt als Partner, keine Eigentumswohnung in Berlin-Mitte für eine knappe Million. Mir ist das alles egal. Mir geht's gut, mit dem was ich bin und habe. Nur halt meiner Sippe nicht.

Ich freue mich für mein Patenkind, dass es spontan zeichnerische Fähigkeiten entwickelt hat. Nur kommt die Freude heute nicht aus dem Herzen, sondern eher aus dem Verstand. Denn ich verstehe schon, dass mein Patenkind nichts für meine Familie kann. Und dass es ziemlich missgünstig wäre, eifersüchtig die Anerkennung, die sie erhält, zu sein und sich nicht mit ihr zu freuen. Dennoch bleibt ein sehr bitterer Nachgeschmack. Der zudem sehr effektiv dafür sorgt, dass ich mich noch schlechter fühle.

Ich denke, diese Art von gemeinsamen Urlauben spare ich mir künftig. Die sind für mich zutiefst toxisch. Ich will mich nicht so unerkannt, ungeliebt und ungewollt fühlen. Das ist nicht gut für mich. Dann beschränke ich meine Familie lieber auf meine Eltern. Die haben mich wenigstens lieb. So ganz und aus vollem Herzen. Und das ist ja eigentlich auch viel.

Kommentare

  1. Wie unschön☹
    Auch wenn es schwer ist, ist es vermutlich das Beste, wenn Du diese Leute meidest. Ich denke, die haben Dich eh nicht verdient.

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    1. Das ist ein Gedanke, der hilft: Du hast recht, die haben mich nicht verdient.Danke :-*

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  2. Familie kann man sich nicht aussuchen. Leider.
    Es ist Dein Leben und Du musst damit zufrieden sein. Dein Glück ist es, das zählt.
    Lass Dich nicht runterziehen und fühl Dich gedrückt.

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    1. Ja. Familie ist einfach generell... ein kompliziertes Thema.
      Fühl dich auch gedrückt :-)

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