Vom Einzelspieler
Ich finde keine Worte.
Seit ein paar Wochen arbeite ich vorübergehend in einem anderen Büro. Und in diesem Büro herrscht der absolute Totentanz. Da ich es seit Jahren gewohnt bin, immer mindestens und stetig 150% im Job zu geben, einem konstant fast unbeherrschbarem Stresslevel ausgesetzt zu sein und in einem Team zu arbeiten, das unfassbar ehrgeizig ist, fällt es mir jetzt wahnsinnig schwer, die Stille im Büro zu ertragen. Das Telefon klingelt nicht einmal hundertmal innerhalb von neun Stunden. Plötzlich ist da ein luftleerer Raum, in dem ich es sogar schaffen würde, zu bloggen, wenn ich denn eine Idee hätte, worüber ich schreiben könnte. Sogar WhatsApp-Nachrichten könnte ich während meiner Arbeitszeit beantworten. Dabei schaffe ich es für gewöhnlich nicht einmal in meiner Arbeitszeit, überhaupt auf mein Telefon zu gucken.
Plötzlich ist also alles anders.
Und damit umzugehen, fällt mir schwer.
Denn ich kann mich nicht entspannen.
Es ist anstrengend, von einem Job, in dem man immer über Gebühr hinaus funktionieren muss, in eine Tätigkeit zu wechseln, in der kaum noch etwas zu tun ist. In der ich kaum noch Erfolgserlebnisse verbuchen und am Ende des Tages keine dreizehnhundert Aufgaben nennen kann, die ich erledigt habe. Ich verbringe den Tag nicht mehr nur noch damit, zu reagieren, sondern hätte, rein theoretisch, Zeit, auch mal zu agieren, aktiv neue Aufgaben zu schaffen und mir Arbeit zu suchen. Nur die Kraft, die ich dazu aufbringen müsste, fehlt mir mit einem Male. Man könnte meinen, ich könnte mich in der neuen Tätigkeit nun etwas erholen. Aber stattdessen fühle ich mich von Tag zu Tag einfach nur müder. Ist es der fehlende Stress, der mich so müde macht? Das ehrgeizlose Team? Die fehlenden Erfolgserlebnisse? Die Monotonie? Wenn der Arbeitstag vorbei ist, fühle ich mich oft völlig erschossen, fahre im Autopilot, als wäre ich ferngesteuert, nach Hause, um auf das Sofa zu sinken und ein, zwei Stunden später einzuschlafen. Einerseits kann ich mir nicht vorstellen, der neuen Tätigkeit noch viel länger nachzugehen. Auf der anderen Seite graut es mich plötzlich aber auch davor, in meinen alten Job zurückzukehren und mich vom Stress kaputt spielen zu lassen.
Mit einem Mal fühle ich mich, als wäre ich in keinem der beiden Jobs mehr Zuhause.
Und keinem Team mehr zugehörig.
Ich bin zum Einzelspieler mutiert.
Zum wurzellosen Einzelspieler.
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ich war fast immer ein einzelspieler. das hat mich nachhaltig vermutlich krank gemacht. versuch das echt zu ändern. es ist nicht gut. viel glück.
AntwortenLöschenDu hast recht. Und ich habe es geändert.
LöschenIch glaube nicht, dass Du ein Einzelspieler wurdest .Eher kann ich mir vorstellen, dass jetzt, wo das Arbeitsleben zur Ruhe kommt, Du auch die Müdigkeit bemerkst, die das Stresslevel schon vor längerer oder langer Zeit ausgelöst hat. Du hattest eben bis hierher nur keine Zeit, das zu festzustellen. Und möglicherweise stellst Du irgendwann fest, dass Du noch viel ermüdeter bist als Du je dachtest.
AntwortenLöschenMeiner Erfahrung nach.. gibt es immer einen Grund, warum Menschen stets und ständig in Bewegung sein müssen, 100 % und mehr geben zu müssen oder (glauben) zu wollen.
Ich kann nur leise und vorsichtig anmerken: Hör auf Dich...
Diese Meinung teile ich. Und den letzten Satz möchte ich unterstreichen.
LöschenHelma hat uneingeschränkt recht.
LöschenDu warst schon vorher permanent müde, hattest nur nicht die Zeit, das zu bemerken.
Außer natürlich jeden Abend.
Sicher habt ihr recht. Ich habe auch bereits ein bisschen daran gearbeitet.
LöschenAber... das sollte ich wohl in 2019 fortsetzen.
Danke.