Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Schreien

Ich schreie nie, beiße normalerweise nicht um mich und verletze Mitmenschen niemals absichtlich. Und dennoch ist mir gerade danach, genau das zu tun. Ich möchte einfach losbrüllen. Wie verrückt, wie am Spieß und vollkommen unkontrolliert, solange, bis mir die Stimme ausgeht. Aus Wut, aus Frustration, aus verletzten Gefühlen heraus. Zum Abbau von Stress und Druck und überbordenden Emotionen.
Aber ich bleibe still.

Wieviel Kraft mich das wirklich kostet, zeigt mir meine allabendliche Gemütslage. Ich bin, was ungewöhnlich für mich ist, unfassbar nahe am Wasser gebaut. Zurzeit schlafe ich unglaublich früh ein. Denn sobald ich Zuhause bin, überfällt mich eine bleierne Müdigkeit, der ich mich nicht zu entziehen vermag. Trotzdem finde ich mich vier Stunden später hellwach in meinem Bett wieder. Zähle die Stunden bis zum Weckerklingeln runter. Noch immer rasend wütend. Und in Gedanken brüllend.
Morgens bin ich müde.

Das soll vorbeigehen.
Ich will nicht so wütend sein.

Kommentare

  1. wo Ich hatte mal einen Kollegen, der hat sich zu uns Mädels ins Büro gestellt und gesagt: "Wisst ihr eigentlich, was ein Urschrei ist? Wisst ihr eigentlich, wie wichtig das ist, den mal ab und zu zu machen? Soll ich mal?" Dann hat er die Arme ausgebreitet, die Augen zugemacht und losgebrüllt.
    Dann hat er die Augen geöffnet, die Arme heruntersinken lassen und uns angelächelt: "Oooohhhhrrrrr, JETZT geht es mir gut!" Sprachs und ging.
    Manche Leute gehen dafür auch in den Wald oder irgendeinen Ort, an dem sie ungestört sind. Wo sie alles herauslassen können, ganz pur und ohne Rücksicht auf irgendwas, weil nichts sonst da ist.
    Wäre das auch etwas für Dich? Denn raus muss es.. Sonst zerfrisst es Dich von innen..

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Früher habe ich das auch ab und an mal gemacht. Bin auf ein Feld gefahren und habe geschrien. Gutgetan hat das immer.
      Danke, dass du mich daran erinnert hast.

      Löschen
  2. Schrei doch einfach los. Vielleicht muss das mal sein.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielleicht schreie ich einfach mal für mich selbst und probiere aus, ob das so befriedigend ist, wie die Menschen anzuschreien, die man gerne anschreien würde.
      Aber eigentlich schreie ich doch nie.
      Schreien ist mir viel zu laut.

      Löschen
  3. Immer raus mit dem Gefühlen!

    Lg Nicky

    AntwortenLöschen
  4. die erziehung meiner kinder war sehr individuell, mit wenig strenge, jedoch auch mit grenzen. es gab aber auch tage, an denen ich ganz bewusst mit ihnen "blau" machte, nämlich dann, wenn wir oder ich das gefühl hatten, dass man auch mal fünfe gerade lassen soll.

    es gibt jedoch eine sache, an die sich meine älteste tochter immer wieder erinnert, und ich bin heute froh, dass das bei ihr hängen geblieben ist:
    ich sagte immer, wenn ich merkte, dass es ihr oder mir oder uns schlecht ging: "los komm, wir fahren auf einen berg und schreien laut scheiße und alles hinaus."
    das macht sie bis heute so. und dann geht es ihr besser, auch wenn man das problem nicht damit gelöst hat, aber man hat dann wieder mehr kraft, sich dem problem zu widmen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das klingt wunderbar.
      Du bist ganz bestimmt eine tolle Mutter.

      Vielleicht suche ich mir auch mal wieder einen Ort zum Schreien.
      Früher habe ich das auch geliebt.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis