Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Gestern habe ich gelernt, dass es gar nicht so ist, dass man E-Mails nicht erhält, wenn man den Absender blockiert hat. Sondern sie landen im Spamordner. Das hat mich recht kalt erwischt und ich finde das ziemlich sinnlos. Aber nicht lesen konnte ich sie dann schließlich auch nicht (weil ich das weiß, hatte ich ihn ja blockiert). Und so kam es, dass ich, nach über einem Jahr, dann doch mal wieder etwas von T. gehört habe. Ich nehme an, dass er gemerkt hat, dass ich ihn bei WhatsApp blockiert habe.
Auch wenn ich irgendwie angefressen bin, dass er es einfach nicht lassen kann, sich in meinen Alltag hineinzudrängen, waren die E-Mails okay. Ich empfinde kaum noch etwas. Ab und zu einen bitteren Beigeschmack. Und ich verstehe die Zeitrechnungen nicht, die er aufmacht. 7,5 Jahre? Das ist seltsam. Wir kennen uns ja erst 6 Jahre. Vor drei Jahren hat er mich zum Teufel geschickt (und es hinterher bereut). Und seit 2 Jahren haben wir keinen Kontakt mehr. Seit über einem Jahr ist absolute Funkstille. Gewollt. Es ging am Ende nur noch um ihn. Mir hat das klargemacht, dass ich aufpassen muss, denn wenn ich mir die Männer ansehe, die mir in meinem Leben etwas bedeutet haben, dann haben sie alle, mehr oder weniger ausgeprägt, eine Tendenz zum Narzissmus. Das ist nicht gut.

Und noch etwas ist mir, im Kontakt mit T., ganz deutlich geworden:
Ich bin für diesen Polyamorie-Kram einfach nicht gemacht. Das muss ich mal so festhalten. Vielmehr bin ich gerne die einzige Frau.
Nichtsdestotrotz scheint Polyamorie eines meiner Lebensthemen zu sein. Das erste Mal wurde ich damit konfrontiert, als ich Anfang 20 war. Meine große Liebe bekannte sich damals zum Polyamoristen. Ich fand das irgendwie toll, weil es mir das Gefühl gab, er wäre genauso wenig über mich hinweggekommen wie ich über ihn. Heute ist mir bewusst, dass es mir guttat, mir das einzureden. Ich konnte seinen Verlust auf diese Weise besser ertragen.

Es folgten eine Reihe von Männern. Einer betrog mich. Er begründete, glaube ich, das Gefühl, nicht ausreichend, vor allem aber auch beliebig austauschbar zu sein. Bis heute reagiere ich mit ausgeprägt feinfühligen Antennen auf potentielle andere Frauen. Manchmal weiß ich noch vor dem Mann, dass da eine Frau ist, die ihn reizen wird. Und reagiere, spätestens wenn es zu einem konkreten Kontakt kommt, sei er auch unsexuell, mit Rückzug. Ich kämpfe nicht, drängte mich nicht auf, sondern begegne solchen Situationen mit offenem Visier, beobachtend und vor allem fühlend, aber keineswegs eingreifend. Ich will dem Mann so viel wert sein, dass er sich von selbst dazu entscheidet, die Finger von anderen Frauen zu lassen. Wenn er das nicht tut, ist er, schlicht und ergreifend, einfach der falsche Mann.

T. war jemand, der im Laufe unserer Bekanntschaft herausgefunden hat, dass er sich als Polyamorist bezeichnen möchte. Dabei war immer schwierig, dass er sich die Freiheit nahm, mehrere Frauen gleichzeitig zu lieben, mit ihnen sexuell zu verkehren und das auch allen gegenüber zu kommunizieren, aber nicht wirklich bereit war, gleiches zuzugestehen. Ich hätte mich gar nicht mit anderen Männern austoben wollen. Aber ich wollte die reine Möglichkeit, einfach weil er sie ja auch hatte. Es kam mir falsch vor, mit zweierlei Maß gemessen, dass er dürfen sollte und ich nicht. Und ich halte das bis heute auch für falsch. Lustigerweise glaubt er bis heute, obwohl ich ihm unzählige Male das Gegenteil geschworen habe, ich hätte mehrere Männer während unserer Zeit gehabt. Es ist wohl seine Angst, nicht der Einzige zu sein, die sich in dieser Reaktion ausdrückt.
Immerhin habe ich durch T. sehr genau gelernt, was ich will und was nicht, was ich mir vorstellen kann und wo meine Grenzen liegen:

Ich wünsche mir eine monogame Beziehung. Der Sex muss passen, denn wenn es sexuell nicht harmoniert, funktioniert die ganze Beziehung nicht. Für mich bedeutet das, dass ich einen Mann brauche, der bereit ist, mich sexuell herauszufordern und ziemlich hart anzufassen. Der aber gleichermaßen versteht und auch dazu in der Lage ist, mich festzuhalten und wieder zu heilen, wenn er mich über meine Grenzen hinaus geführt hat.
Ich kann mir einen Dreier, MMF oder FFM, vorstellen. Ebenso kann ich mir vorstellen, meinem Mann beim Sex mit einer anderen Frau zuzusehen. Allerdings - und das ist unumstößlich - nur unter der Voraussetzung, dass er zu dieser Frau keine emotionale Beziehung pflegt.
Ich bin disneyverseucht. Soll heißen, ich will die eine Frau sein, die Einzige, für die der Mann Augen hat. Denn das bin ich - ganz einfach! - wert. Ich will Treue. Betrug, sei es ein einmaliger oder eine Affäre, mit der meine Lebenszeit verschwendet wird, ist für mich unverzeihlich. Wenn ich das Gefühl habe, für einen Mann nicht genug oder nicht ausreichend zu sein, wenn ich mich wie ein Zeitvertreib fühle oder wie jemand, mit dem gespielt wird, werde ich darauf immer reagieren, indem ich jedes Gefühl für diesen Mann so lange systematisch abtöte, bis ich gar nichts mehr empfinde. Soll heißen: Schläft der Mann mit einer anderen Frau, werde ich mir das so lange bis ins kleinste Detail hinein vorstellen, bis ich gefühlstaub bin. Ja, das ist Selbstquälerei. Aber es funktioniert. Und wer will schon Zuneigung für jemanden empfinden, der einem offenbar nicht die gleichen Gefühle entgegenbringt. Da bin ich ziemlich... konsequent.
Ich bin verlierbar. Das würde ich manchmal gerne in die Welt heraus schreien. Vermutlich weil ich mich darin übe, sanftmütig zu sein, ist das irgendwie etwas, was immer wieder übersehen wird. Ständig und von vielen Menschen. Zugegeben: Ich habe eine ziemlich lange Lunte und mich zu verlieren ist gar nicht mal so einfach, weil ich es nicht mag, jemanden zu grollen. Aber wenn ich schließlich verloren bin, so bin ich es unumstößlich. Dann bin ich schließlich auch unversöhnlich. Und sehr, sehr nachtragend.

Ich möchte wertgeschätzt werden. Wünsche mir, dass man sieht, was ich gebe. Ich bin vielleicht nicht unbedingt Diejenige, die ihr Geben mit dem Holzhammer präsentiert. Aber ich gebe gerne. In kleinen, sanften, liebevollen Gesten. Das muss doch etwas wert sein. Ich brauche jemanden, der das sieht und wahrnimmt. Einen Menschen, der mich sieht.

Was für ein wirrer Text.
Ich habe einfach nur einige Gedanken runtergeschrieben. Am Handy.


Kommentare

  1. Ich finde ihn überhaupt nicht wirr. Ganz im Gegenteil.

    Nur eins verwirrt mich: Bei Disney macht jeder mit jedem nach seiner Wahl, Hauptsache ohne Gefühl? Disney und kein Gefühl? ;)

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    1. Disney - ich will die Einzige sein. :-)
      Also doch ein wirrer Text.

      Jetzt gehe ich Disneysongs singen... :-)

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  2. Ich find´s auch nicht "wirr". Kann Deine Gedanken absolut nachempfinden.
    (Aber ich bin auch ganz langweilig monogam :-) )

    Und ich lande auch im Spam-Ordner. Bei Dir :-D

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    1. Ist das ein Zeichen mit dem Spamordner? ;-)

      Ich verspreche, dass deine Mailadresse nicht blockiert ist.

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  3. Der Wunsch ist klar formuliert.
    Ein passender Mann wird hoffentlich bald eintreffen.

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    1. Ich bin ein bisschen stolz. So ein langer Kommentar von dir. :-)

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  4. WOW. Ein toller Text. Klar und deutlich und überhaupt nicht "wirr".
    Ich drücke Dir die Daumen, dass dieser Mensch in Dein Leben tritt und Du ihn dann erkennst...

    Eine schöne verbleibende Adventszeit und frohe Weihnachten
    wünscht Heiko

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    1. Danke.
      Ich hoffe, du hast auch eine schöne Adventszeit. Und falls wir uns nicht mehr lesen sollten: Lass dich an Weihnachten nicht ärgern. ;-)

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