Von Tagebuchsachen
Auch wenn ich irgendwie angefressen bin, dass er es einfach nicht lassen kann, sich in meinen Alltag hineinzudrängen, waren die E-Mails okay. Ich empfinde kaum noch etwas. Ab und zu einen bitteren Beigeschmack. Und ich verstehe die Zeitrechnungen nicht, die er aufmacht. 7,5 Jahre? Das ist seltsam. Wir kennen uns ja erst 6 Jahre. Vor drei Jahren hat er mich zum Teufel geschickt (und es hinterher bereut). Und seit 2 Jahren haben wir keinen Kontakt mehr. Seit über einem Jahr ist absolute Funkstille. Gewollt. Es ging am Ende nur noch um ihn. Mir hat das klargemacht, dass ich aufpassen muss, denn wenn ich mir die Männer ansehe, die mir in meinem Leben etwas bedeutet haben, dann haben sie alle, mehr oder weniger ausgeprägt, eine Tendenz zum Narzissmus. Das ist nicht gut.
Und noch etwas ist mir, im Kontakt mit T., ganz deutlich geworden:
Ich bin für diesen Polyamorie-Kram einfach nicht gemacht. Das muss ich mal so festhalten. Vielmehr bin ich gerne die einzige Frau.
Nichtsdestotrotz scheint Polyamorie eines meiner Lebensthemen zu sein. Das erste Mal wurde ich damit konfrontiert, als ich Anfang 20 war. Meine große Liebe bekannte sich damals zum Polyamoristen. Ich fand das irgendwie toll, weil es mir das Gefühl gab, er wäre genauso wenig über mich hinweggekommen wie ich über ihn. Heute ist mir bewusst, dass es mir guttat, mir das einzureden. Ich konnte seinen Verlust auf diese Weise besser ertragen.
Es folgten eine Reihe von Männern. Einer betrog mich. Er begründete, glaube ich, das Gefühl, nicht ausreichend, vor allem aber auch beliebig austauschbar zu sein. Bis heute reagiere ich mit ausgeprägt feinfühligen Antennen auf potentielle andere Frauen. Manchmal weiß ich noch vor dem Mann, dass da eine Frau ist, die ihn reizen wird. Und reagiere, spätestens wenn es zu einem konkreten Kontakt kommt, sei er auch unsexuell, mit Rückzug. Ich kämpfe nicht, drängte mich nicht auf, sondern begegne solchen Situationen mit offenem Visier, beobachtend und vor allem fühlend, aber keineswegs eingreifend. Ich will dem Mann so viel wert sein, dass er sich von selbst dazu entscheidet, die Finger von anderen Frauen zu lassen. Wenn er das nicht tut, ist er, schlicht und ergreifend, einfach der falsche Mann.
T. war jemand, der im Laufe unserer Bekanntschaft herausgefunden hat, dass er sich als Polyamorist bezeichnen möchte. Dabei war immer schwierig, dass er sich die Freiheit nahm, mehrere Frauen gleichzeitig zu lieben, mit ihnen sexuell zu verkehren und das auch allen gegenüber zu kommunizieren, aber nicht wirklich bereit war, gleiches zuzugestehen. Ich hätte mich gar nicht mit anderen Männern austoben wollen. Aber ich wollte die reine Möglichkeit, einfach weil er sie ja auch hatte. Es kam mir falsch vor, mit zweierlei Maß gemessen, dass er dürfen sollte und ich nicht. Und ich halte das bis heute auch für falsch. Lustigerweise glaubt er bis heute, obwohl ich ihm unzählige Male das Gegenteil geschworen habe, ich hätte mehrere Männer während unserer Zeit gehabt. Es ist wohl seine Angst, nicht der Einzige zu sein, die sich in dieser Reaktion ausdrückt.
Immerhin habe ich durch T. sehr genau gelernt, was ich will und was nicht, was ich mir vorstellen kann und wo meine Grenzen liegen:
Ich wünsche mir eine monogame Beziehung. Der Sex muss passen, denn wenn es sexuell nicht harmoniert, funktioniert die ganze Beziehung nicht. Für mich bedeutet das, dass ich einen Mann brauche, der bereit ist, mich sexuell herauszufordern und ziemlich hart anzufassen. Der aber gleichermaßen versteht und auch dazu in der Lage ist, mich festzuhalten und wieder zu heilen, wenn er mich über meine Grenzen hinaus geführt hat.
Ich kann mir einen Dreier, MMF oder FFM, vorstellen. Ebenso kann ich mir vorstellen, meinem Mann beim Sex mit einer anderen Frau zuzusehen. Allerdings - und das ist unumstößlich - nur unter der Voraussetzung, dass er zu dieser Frau keine emotionale Beziehung pflegt.
Ich bin disneyverseucht. Soll heißen, ich will die eine Frau sein, die Einzige, für die der Mann Augen hat. Denn das bin ich - ganz einfach! - wert. Ich will Treue. Betrug, sei es ein einmaliger oder eine Affäre, mit der meine Lebenszeit verschwendet wird, ist für mich unverzeihlich. Wenn ich das Gefühl habe, für einen Mann nicht genug oder nicht ausreichend zu sein, wenn ich mich wie ein Zeitvertreib fühle oder wie jemand, mit dem gespielt wird, werde ich darauf immer reagieren, indem ich jedes Gefühl für diesen Mann so lange systematisch abtöte, bis ich gar nichts mehr empfinde. Soll heißen: Schläft der Mann mit einer anderen Frau, werde ich mir das so lange bis ins kleinste Detail hinein vorstellen, bis ich gefühlstaub bin. Ja, das ist Selbstquälerei. Aber es funktioniert. Und wer will schon Zuneigung für jemanden empfinden, der einem offenbar nicht die gleichen Gefühle entgegenbringt. Da bin ich ziemlich... konsequent.
Ich bin verlierbar. Das würde ich manchmal gerne in die Welt heraus schreien. Vermutlich weil ich mich darin übe, sanftmütig zu sein, ist das irgendwie etwas, was immer wieder übersehen wird. Ständig und von vielen Menschen. Zugegeben: Ich habe eine ziemlich lange Lunte und mich zu verlieren ist gar nicht mal so einfach, weil ich es nicht mag, jemanden zu grollen. Aber wenn ich schließlich verloren bin, so bin ich es unumstößlich. Dann bin ich schließlich auch unversöhnlich. Und sehr, sehr nachtragend.
Ich möchte wertgeschätzt werden. Wünsche mir, dass man sieht, was ich gebe. Ich bin vielleicht nicht unbedingt Diejenige, die ihr Geben mit dem Holzhammer präsentiert. Aber ich gebe gerne. In kleinen, sanften, liebevollen Gesten. Das muss doch etwas wert sein. Ich brauche jemanden, der das sieht und wahrnimmt. Einen Menschen, der mich sieht.
Was für ein wirrer Text.
Ich habe einfach nur einige Gedanken runtergeschrieben. Am Handy.
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Ich finde ihn überhaupt nicht wirr. Ganz im Gegenteil.
AntwortenLöschenNur eins verwirrt mich: Bei Disney macht jeder mit jedem nach seiner Wahl, Hauptsache ohne Gefühl? Disney und kein Gefühl? ;)
Disney - ich will die Einzige sein. :-)
LöschenAlso doch ein wirrer Text.
Jetzt gehe ich Disneysongs singen... :-)
Ich find´s auch nicht "wirr". Kann Deine Gedanken absolut nachempfinden.
AntwortenLöschen(Aber ich bin auch ganz langweilig monogam :-) )
Und ich lande auch im Spam-Ordner. Bei Dir :-D
Ist das ein Zeichen mit dem Spamordner? ;-)
LöschenIch verspreche, dass deine Mailadresse nicht blockiert ist.
Der Wunsch ist klar formuliert.
AntwortenLöschenEin passender Mann wird hoffentlich bald eintreffen.
Ich bin ein bisschen stolz. So ein langer Kommentar von dir. :-)
LöschenWOW. Ein toller Text. Klar und deutlich und überhaupt nicht "wirr".
AntwortenLöschenIch drücke Dir die Daumen, dass dieser Mensch in Dein Leben tritt und Du ihn dann erkennst...
Eine schöne verbleibende Adventszeit und frohe Weihnachten
wünscht Heiko
Danke.
LöschenIch hoffe, du hast auch eine schöne Adventszeit. Und falls wir uns nicht mehr lesen sollten: Lass dich an Weihnachten nicht ärgern. ;-)