Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Weihnachtsgefühl

Es ist das erste Jahr seit langer Zeit, in dem ich den Winterweihnachtszauber wieder spüren kann. Frei vom familiären Erwartungsdruck kämpft sich mein inneres Kind an die Oberfläche. Es ist neugierig auf Weihnachten, will Plätzchen backen, Geschenke basteln und liebevoll verpacken, anderen Menschen Gutes tun, Ausschau nach dem Weihnachtsmann halten und Kringel in die kalte Winterluft pusten. Plötzlich bin ich nicht mehr froh, in meinen eigenen vier Wänden vom Weihnachtswahnsinn verschont zu werden, sondern dekoriere tatsächlich die Wohnung um:
Ich bastle einen Weihnachtskranz, hänge einen Weihnachtsstern ins Fenster, zünde Kerzen über Kerzen an und schmücke den kleinsten Weihnachtsbaum der Welt (da für mehr in meiner Wohnung einfach kein Platz ist). Seit Tagen erwische ich mich schon dabei, dass ich die ganzen klassischen Weihnachtslieder vor mich hin summe. Oh du fröhliche. Stille Nacht, heilige Nacht. In der Weihnachtsbäckerei.
Ich wohne sehr bescheiden. In einer mehr als kleinen Dachgeschosswohnung, in der noch einmal eine Menge Wohnraum durch jede Menge Dachschrägen verloren geht. Die meiste Zeit über nervt mich das. Aber zu Weihnachten ist es plötzlich schön. Weil es heimelig und gemütlich hier ist. Das denke ich zumindest, als ich in meinem Sessel sitze, eine kuschelige Decke über meinen Beinen ausgebreitet, einen heißen Kakao in der Hand halte und auf die deckenhohen Bücherregale schaue. Bücher über Bücher stehen und liegen über- und untereinander. Die Regale platzen aus allen Nähten. Die bunten Buchrücken, die von so vielen Geschichten zeugen, in denen ich mich bereits verloren habe, leuchten im flackernden Licht der Kerzen. Ich fühle mich Zuhause. Hier. In dieser winzigen Wohnung, zwischen meinen Büchern. Eine meiner Katzen springt auf die Sessellehne und rollt sich schnurrend hinter mir zusammen. Die andere sitzt vor dem großen Fenster, mir gegenüber, und beobachtet die Welt vor der Scheibe. Aber viel ist dort nicht zu sehen. Die Stadt versinkt im Nebel. Den ganzen Tag über ist es nicht richtig hell geworden. Baumsilhouetten in hunderten von verschiedenen Grautönen spiegeln sich im Fensterglas.
Ich frage mich, wann es wohl schneit.
Ich freue mich auf den Schnee.
Auf die gedämpfte Stille, die er mit sich bringt. Die zarten Schneeflocken, die zu tausenden vom Himmel fallen. Das leise Knarzen unter den Schuhen. Den frischen noch unberührten Schnee. Den Zauber, als erstes Fußspuren zu hinterlassen.
Oh, liebes Universum, schickst du mir Schnee? Weiße Weihnachten wären wunderbar.



Kommentare

  1. Ach Muschelmädchen ...
    Habe ich dir schon gesagt, wie SEHR ich Deine Schreibe mag???
    Ich lese Deinen Post zur Adventszeit und vor meinem inneren Auge ziehen "Bella Brown"- und "Amelie"-hafte Bilder vorbei.
    Und ich merke gerade, wie sehr ich Deinen Blog die ganze Zeit vermisst habe.
    *umärmel*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hach. Danke. :-)
      Das ist ja ein wunderschönes Kompliment! Aber ganz so zauberhaft ist es hier gar nicht. Vielleicht schreibe ich mal über staubige Zimmerecken. :-)

      Fühl dich gedrückt.

      Löschen
  2. Achwas. Amelie und Bella Brown hatten auch staubige Zimmerecken. :-)
    Hab´ eine schöne Woche!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis