Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Puzzlespiel des Lebens



„Vielleicht finden wir aus dieser Sackgasse auch nicht mehr heraus. Aber es gibt niemanden, mit dem ich mich lieber verlaufen hätte als mit dir.“ 

(Jodi Picoult: Beim Leben meiner Schwester)

Es gibt Menschen, die treten so selbstverständlich in mein Leben, dass es mir manches Mal so vorkommt, als wäre es fast von zwingender Notwendigkeit – nahezu natürlich –, dass sie plötzlich da sind. Dann möchte ich zuweilen innehalten und ganz verblüfft fragen: „Wer bist du denn? Was machst du plötzlich hier, in meinem Leben? Wo kommst du her? Woran glaubst du? An Schicksal oder an Zufall? Ich habe immer nur an den Zufall geglaubt. Aber ich glaube, ich habe mich geirrt.“.
Vielleicht besteht mein Leben doch nicht nur aus einer wahllosen Verkettung von Zufällen. Vielleicht ist es vielmehr so, dass es mir Chance um Chance zukommen lässt und es meiner eigenen Verantwortung und Initiative obliegt, zuzugreifen. Vielleicht schickt einem das Leben manche Menschen einfach zur rechten Zeit, weil man sie schlicht und ergreifend braucht. 
Mein Leben ist ein großartiges Puzzle. Es besteht aus lauter kleinen, wertvollen Einzelteilen und vielen luftleeren Lücken. Manche Lücken sind mir gar nicht bewusst, weil es mir unmöglich ist, in einem einzelnen Moment das Bild in seiner ganzen Komplexität zu begreifen. Aber manchmal, wenn ein Mensch in mein Leben tritt, der eine besonders große Lücke in mir und in meinem Bild füllt, wundere ich mich darüber, dass ich das fehlende Puzzlestück nicht schon vorher bemerkt habe. 
Eines aber weiß ich: Selbst wenn mir das Fehlen vorher nicht deutlich war, würde es mir jetzt umso schmerzhafter bewusst werden. Manchen Menschen möchte ich einfach nur immer und immer wieder, an jedem einzelnen Tag meines Lebens, sagen: „Bitte bleib – wenigstens noch ein bisschen. Es ist schön, dass es dich gibt. Danke, dass du da bist – ich genieße jeden Moment mit dir. Ich liebe dich.“.


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