Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Rührei-Depression

Ich hab morgens so Lust auf Rührei. Also ringe ich mich durch und fahre in den Supermarkt. Das erste Mal schaue ich nicht in die Eierpackung hinein, um sicherzugehen, dass die Eier heile sind, was sich natürlich postwendend rächt, als ich wieder Zuhause bin: Ich zaubere mir ein Mini-Rührei aus dem einzigen verbliebenen heilen Ei. Dann werfe ich mich in meinen absolut unsexy aussehenden, aber dafür unheimlich gemütlichen Tag-Zuhause-Look: Dicke lila Kuschelsocken, unpassende weinrote Strumpfhose, graues Baumwollkleid und dicker beigeroter Schal. Ich verkrieche ich mich auf dem Sofa unter meiner dicken Decke und lausche den kräftigen Wehen des Windes, der der grauen Welt vor dem Fenster Leben einhaucht.

Heute schmolle ich ein bisschen mit dem Leben. Meine Nähmaschine Lisbeth zickt mit mir (ich bekomme keine ausreichende Spannung in den Oberfaden und er reißt, sobald ich rückwärts nähe) und irgendwie habe ich keine Lust, sie für ihr Verhalten zu belohnen, indem ich ihr eine neue Ölung verpasse. Gut zureden und streicheln hat auch nicht geholfen. Lisbeth pubertiert. Genauso wie ich. Ich spätpubertiere und setze Spinnenweben unter meiner Kuscheldecke an, weil mir selbst der Weg zur Schokolade, die in der Küche liegt, viel zu weit weg ist und ich mich nicht aufraffen kann, aufzustehen. Die Katzen wollen mir auch keine Schoki holen gehen. Aber dafür schmiegt Sonnensteinchen sich eng an mich, während Bernsteinchen es sich neben mir unter meiner Decke gemütlich gemacht hat. Schuld an diesem Tag ist das doofe Rührei. Das hat die Spätpupertät ausgelöst und bestimmt bin ich schon ganz durchsichtig aus Schokoladenmangel. Ob so ein Schokoladenmangel gefährlich ist? Echt. Ich fühle mich schon ganz flau. Irgendjemand sollte unbedingt Schokolade mit Beinen erfinden. Es gibt ja schließlich auch Wecker, die weglaufen. Dann sollte es ja wohl kein Problem sein, Schokolade zu erfinden, die sich von selbst zu einem hinbringt.

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