Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Flächenbrand

Ist es ein Zufall oder spürst du langsam, dass der Abschied naht? Und kann es sein, dass dich das auch beschäftigt? Oder wie kommt es sonst zustande, dass du mir plötzlich auch dann noch auf E-Mails antwortest, wenn wir bereits alles geklärt haben? Versteh das nicht falsch, H., ich mag das total. Und ich wünsche mir für die kommende Woche sehr, dass du das beibehältst und wir das vertiefen können. Wenn das der Fall sein sollte, festigt das nämlich zweifellos meinen Entschluss, dich nicht gehen zu lassen, sondern in mein neues Leben mitzunehmen. Gib mir das Gefühl, dass auch du das willst. Dann werde ich keine Sekunde zögern, deutlich auf dich zuzugehen und dich festzuhalten.

Samstagmorgen denke ich im Halbschlaf an dich und gleite sanft in einen Traum hinüber, der unschuldiger kaum sein könnte. Eine belanglose, betriebliche Feier sorgt dafür, dass unsere Wege sich kreuzen. Wir kleben aneinander wie Kaugummi und ich genieße die Nähe zu dir, die zufälligen kleinen Berührungen, die viel zu wenigen Umarmungen. Wie immer bewundere ich deinen Körper, deine Arme, die gepflegten, großen Hände mit den sauberen, ordentlich zurückgeschnittenen Fingernägeln. Du bist perfekt. Auch wenn du dich nicht so empfindest. Und deine Nähe begleitet mich durch den Tag, lange, nachdem ich längst aufgewacht bin.

Sonntagmorgen muss ich an den Traum von Samstagmorgen denken. Ich kuschle mich in meine Decke und stelle mir vor, wie ich zu dir ins warme Bett krieche. Dieses mal bleibt unsere Begegnung nicht unschuldig. Du schläfst mit mir auf sanfte, regelrecht zarte Art, langsam, genussvoll, die Berührungen so sehr ausreizend, dass es fast schon unbefriedigend ist. Später nimmst du mich ungestüm und hart und ich vergesse darüber was ich gerade tue, wo ich bin, wer ich bin. Stattdessen wünsche ich mir, dass du deine Spuren sichtbar auf mir hinterlässt, damit ich etwas habe, was mich hält, wenn du mich längst verlassen hast.

Als ich im Paradies auf der Terrasse sitze, dem Fasan Alfons beim rumhühnern über die Ostwiese beobachte und mich von der Morgensonne wärmen lasse, denke ich, dass es vielleicht auch gut ist, wenn in zwei Wochen alles vorbei ist und wir uns endgültig von einander verabschiedet haben. Natürlich wird mir das wehtun. Aber ich traue mich auch nicht richtig mir vorzustellen, was es in mir auslösen würde, würdest du wirklich noch größere, deutlich sichtbare Schritte auf mich zugehen, wenn schon zwei E-Mails solche Gefühle in mir auslösen und die Sehnsucht nach dir wie einen unkontrollierbaren Flächenbrand auflodern lassen.

Obwohl ich ja will, dass du mich anzündest.
Himmelherrgottnochmal, ich will es einfach wirklich so sehr.

Kommentare

  1. Wie sehr würdest Du es denn bereuen, wenn Du diese Gelegenheit verstreichen lässt?

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    1. Ich hab sie nicht verstreichen lassen. Welch ein Glück. Es gibt nichts zu bereuen.

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