Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Vor ein oder zwei Wochen habe ich einen Tweet gelesen, in dem jemand schrieb, dass er keine Kraft mehr habe und am liebsten alles beenden würde. Seitdem lässt mich der Gedanke daran nicht mehr los. Ich laufe an den Schienen vorbei und frage mich, wie es ist, vom Zug überrollt zu werden. Oder ich fahre Auto und stelle mir vor, das Steuer einfach loszulassen und gegen die nächste Wand zu fahren. Alles in mir ist so müde und erschöpft. Und auch wenn ich mich phasenweise besser fühle, habe ich doch das Gefühl, dass genau diese Phasen immer kürzer und die Tiefs, die darauf folgen, nur tiefer und länger werden. Am Ende des Horizontes ist kein Licht mehr zu sehen, nicht einmal mehr zu erahnen, und das raubt mir jegliche Energie. Und wenn sich alle Probleme in Luft auflösen würden, so blieben am Ende noch Krieg, Klimakatastrophe, Energiekrise, Corona, Inflation und das Gefühl, nachhaltig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, ohne dagegen wirklich etwas tun zu können.

Natürlich sind all das nur Gedanken und es besteht kein Grund, sich Sorgen um mich zu machen. Es ist nur einfach... alles nicht gut zurzeit. Ich könnte instant, in jeder Sekunde, in Tränen ausbrechen. Ohne es immer begründen zu können. Mir ist alles zu viel. Selbst das einfache Beantworten von WhatsApp-Nachrichten. Was wiederum paradox ist, weil ich mich nach Kontakt sehne. Nach irgendjemanden, der mich sieht und trotzdem mag. "Kannst du mir irgendetwas nettes schreiben.", tippe ich deshalb gestern Morgen, in das WhatsApp-Textfeld, "Hier läuft gerade gar nichts rund, in keinem Lebensbereich.". Am Ende lösche ich die Nachricht wieder und bleibe stumm. Hoffe auf den nächsten Tag und darauf, mich endlich besser zu fühlen. Weniger verzweifelt.

Kommentare

  1. Zitat: "und es besteht kein Grund, sich Sorgen um mich zu machen"

    Wenn der Rest des Textes nicht wäre...

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    1. Wie war das gleich? Unkraut vergeht nicht und schlechten Menschen geht es immer gut. :-)

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  2. Auch wenn ich Dich nicht im wortwörtlichen Sinne sehe: Ich mag Dich

    M.

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    1. Das wird dich vermutlich nicht mehr erreichen, aber: Ich mag dich auch!

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