Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Loch im Herzen

Sie verfolgt mich und ich weiß intuitiv, dass sie mich töten wird, wenn sie mich zu fassen bekommt. Also laufe ich um mein Leben. Dort vorne steht eine Gruppe von Menschen. Plötzlich beginnt sie, die noch immer versucht mich einzuholen, wie von Sinnen zu schreien. Dass ich versucht hätte, sie umzubringen und dass man mich festhalten solle. Völlig außer Atem gerate ich in Panik. Mir wird niemand meine Unschuld glauben. Sie hat zuerst geschrien und ist so viel lauter als ich es bin.

Da sehe ich ihn. Mitten unter unbekannten Gesichtern. Mit aufgerissenen Augen sieht er mich an. Ich schüttle den Kopf. Will rufen, dass meine Verfolgerin lügt. Aber alles, was ich zustande bringe ist ein leises: "Vertraue mir. Bitte, vertraue mir." Mantraartig wiederhole ich diese Worte wieder und wieder. Und er fragt nicht. Stattdessen dreht er sich in ihre Richtung, sieht, wie sie auf uns zusteuert und schiebt sich schützend vor mich. Rückwärts, sie nicht aus den Augen lassend, steuert er auf mich zu, bis er mich berührt. Sein fester Rücken, sein ruhiger Atem, seine selbstsichere Präsenz geben mir Sicherheit und ich weiß, ohne jeden Zweifel, dass er genau das beabsichtigt. Er ist da. Und er glaubt mir. Eine Welle von Wärme schwappt durch mich hindurch: vollkommenen Geborgenheit und bedingungslose Liebe.

Als ich aufwache, ist mir kalt. Zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich das fehlende Puzzlestück. Ich bin nicht vollständig. Nur die Hälfte meiner Selbst. Und ich frage mich, warum der Rest der Welt das nicht sieht. Manchmal, im Traum, kann ich sie noch spüren. Diese einzigartige Geborgenheit und Wärme, die ich in seiner Nähe empfunden habe. Die tiefe, bedingungslose Liebe. Das Erkanntsein, ohne sich erkennbar machen zu müssen. Die Chemie zwischen uns.

Schlagartig ringe ich um Luft und muss darum kämpfen, die Tränen zurückzuhalten. Das Gefühl, das dieser Traum hinterlässt, ist brutal. Also atme ich. Und atme und atme und atme. Bis ich irgendwann die Kraft finde, aufzustehen. Und mich vom Alltag mitziehen zu lassen. Unsere Vollkommenheit noch als Erinnerung im Herzen. Zweifelsohne mein Leben lang.

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