Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Schranken

Intuitiv spüre ich, dass dieser hübsche Typ hinter mir über den Parkplatz läuft. Das macht mich irgendwie nervös. Ich fühle mich wie ein vierzehnjähriges, pubertäres Mädel, weil ich mich darauf konzentrieren muss, einen Fuß vor den anderen zu setzen, obwohl ich gar nichts getrunken habe. Aber irgendwie legt dieser wildfremden Mann nicht nur meine Gehirnwindungen, sondern auch meine körperlichen Funktionen lahm. Zumindest fühle ich mich torkelig. Das Bedürfnis zu fliehen ist übermächtig.
Vor mir fährt ein Auto vor die Schranke, die den Parkplatz begrenzt. Der Fahrer lässt sein Fenster hinab, schiebt seine Parkkarte in den Automaten und die Schranke öffnet sich. Ein Geistesblitz durchzuckt mich. Ohne zu überlegen nähere ich mich im Stechschritt der Schranke. Wenn ich unter der Schranke hindurchhusche, spare ich mir einen kleinen Umweg, bin schneller vom Parkplatz runter und dieser mehr als seltsame Gefühlssturm in mir legt sich hoffentlich wieder. Anders formuliert: Ich komme bestimmt wieder klar und benehme mich normal verrückt, anstatt verrückt-verrückt.
Als ich möglichst lässig auf die Schränke zusteuere, denke ich mir noch sowas wie "Hm. Ob das jetzt so schlau war.", bin aber nicht wirklich dazu in der Lage, mich noch auszubremsen. Intuitiv ziehe ich den Kopf ein.
Zack!
Landet die Schränke auf meinem Dickschädel. Am Horizont flimmern Sternchen.
"Geht es ihnen gut?“, fragt mich eine tiefe Stimme und ein Gesicht schiebt sich von der Seite in mein Blickfeld. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Der Mann ist aus der Nähe ja noch hübscher. Zarte Röte beginnt mein Gesicht zu überziehen. Und ich bin nur ein tollpatschiger Krawallkasper. Super.

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis