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Es werden Posts vom September, 2020 angezeigt.

Von Gewichtigem - KW 25

Moarh. Ich fühle mich im Moment so fürchterlich unwohl in meiner Haut. Das ist zum einen hormonell bedingt. Ich menstruiere so vor mich hin und der Zyklus wird, je älter ich werde, immer kürzer. Wenn sich die Tendenz so fortsetzt, blute ich irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wahrscheinlich durchgängig. Das wird total super. Dann schule ich um und werde die bestbezahlteste Splatterdarstellerin der Welt. Zum anderen, und das muss ich mir leider eingestehen, bin ich aber auch wirklich einfach zu dick. Und anstatt das anzugehen, lasse ich mich vom Essen verlocken, snacke immer wieder nebenbei und nasche zuviel. Regelmäßig denke ich darüber nach, jetzt doch mal zur gesunden Ernährung zurückzukehren, aber ich schaffe es nicht. Stattdessen schleiche ich mit geschlossenen Augen an der Waage vorbei und fühle mich schlecht. Ich versuche, andere dazu zu überreden, mit mir gemeinsam die Ernährung umzustellen und/oder zu sporteln, aber alle entziehen sich. Außer H. Der würde vermutlich voller

Vom Tanzen

Als ich den Saal betrete, legt sich eine Gänsehaut auf meine Arme. Es ist lange her, das ich das letzte Mal getanzt habe. Die Sehnsucht kitzelt mich. Zu gerne würde ich tanzen können. Natürlich ohne zu üben. Prüfend sehe ich mich in der Spiegelfront an. Eine erwachsene Frau sieht zurück. Aber in dem Glitzern ihrer Augen kann ich das Mädchen von früher noch erkennen.  Ganz automatisch greift meine Hand nach der Stange. Mein Rücken streckt sich. Probehalber spitze ich die Zehen. Mein Fuß schabt leise über das Parkett. Ganz behutsam. Die einzelnen Positionen. Immer die Stimme meiner Ballettlehrerin im Ohr: Kopf rein, Brust raus, Po anspannen! Fingerhaltung nicht vergessen. Demi-plié tiefer. Tiefer! Jeté. Erstaunlich, dass ich mich doch, nach so vielen Jahren, noch an so einige Einzelheiten erinnern kann, die darüber hinausgehen, dass meine Ballettlehrerin meinen Bauch dick fand. Und mich das in jeder einzelnen Stunde spüren ließ.  Plötzlich mutiger geworden, wage ich eine schüchterne Dreh

Von neuen Freunden

Im letzten Jahr habe ich mir neue Freunde gesucht. Ich habe, ganz plump, annonciert. Und Fremde angesprochen, die mir sympathisch schienen. Das hat recht gut geklappt. Ich zähle drei neue Mädels zu meinem Freundes- und Bekanntenkreis, mit denen ich regelmäßig etwas unternehme. Ich genieße den Kontakt und den Austausch sehr. Von Tag zu Tag fühle ich mich mehr angekommen. Plötzlich kann ich hier im Viertel über die Straße laufen und bin nicht mehr anonym. Weil ich plötzlich Menschen kenne, angesprochen werde. Die Gegend ist zu meinem Zuhause geworden. Trotzdem bleibt ein kleiner, schaler Nachgeschmack. Denn es ist immer so, dass ich mir die Menschen aussuche, deren Freundschaft ich gewinnen will. Ich gebe viel in diese Beziehungen hinein, fühle mich manchmal aufdringlich, ernte letztendlich jedoch reichlich. Nichtsdestotrotz würde ich gerne mal ausgesucht werden. Ich wünsche mir jemanden, der versucht, mich für sich zu gewinnen, der mir das Gefühl gibt, mich aus einer Gruppe von Menschen

Vom Glücklichsein

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Die Kerze wiegt sich leicht im Wind und ihr Licht flackert. Es bricht sich an dem grauen Tag. Die vielen verschiedenen Grautöne verschlucken jedes Geräusch. Und in mir ist es genauso still. Friedlich. Ich glaube, jetzt habe ich den Knoten in meinem Herzen entwirrt. Kann wieder sanft und nachsichtig sein. Trotzdem spüre ich, dass ich ein bisschen besser auf mein Herz aufpassen muss, denn es wird von Mal zu Mal schwieriger, die kleinen und großen Risse zu kitten, das Gefühl, nicht verstanden zu werden, wegzudrücken und mich wieder aufzurichten. Der Gedanke, dass die Zeit irgendwann nicht mehr ausreicht, um zu heilen, gruselt mich. Dieses Mal habe ich lange damit gehadert, nicht genug, nicht ausreichend, nicht allein zu sein. Doch das hatte auch etwas Gutes. So konnte ich lernen, die Augen zu öffnen und genauer hinzusehen. Menschen zu sehen, die schon längst da waren. Die mir lange viel zu nahe waren, als das ich sie bewusst hätte wahrnehmen können. Jetzt ist die Zeit, um glücklich zu sei