Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Irren

Es ist nicht so, dass ich nicht versucht habe, mich mit ihm darüber zu unterhalten. Aber wenn ich daran denke, wird mir übel. Weil ich seine Argumentation so unterirdisch finde.
"Was soll ich denn tun, wenn ich dich anfassen will? Dann muss ich das doch."
"Ich kann nichts dafür, dass du scharf bist."
"Du tust ja gerade so, als hätte ich dich vergewaltigt."
"Nicht, dass du jetzt zu einer frigiden Trulla wirst!"

Heute hat mich jemand, der diesen Blog liest, gefragt, ob mich dieses Thema, das ich in meinem Jahresrückblick angeschnitten habe, noch beschäftigt. Meine Antwort war "Ja." Danach konnte ich nicht mehr sprechen, weil der müselig zusammengekleisterte Staudamm sich angefühlt hat, als wäre er kurz davor, zu brechen. Ich hatte sofort Tränen in den Augen und einen riesigen Kloß im Hals. Das hat mich selbst erschrocken. Bisher war mir nicht bewusst, wie tief meine Empfindungen dazu gehen. Aber wie sollte mir das auch bewusst sein: Ich habe ja nie darüber gesprochen. Wenigstens bis heute nicht. Wenn man ein einzelnes Wort ("Ja.") denn als darüber sprechen bezeichnen kann.

Seit dem Tag, an dem er übergriffig geworden ist, haben wir uns nicht mehr gesehen.
Wenn er mich anruft, beantworte ich seine Anrufe nicht.
Heute allein hat er es bisher fünfmal versucht.
Und immer, wenn das Telefon klingelt, zucke ich zusammen und frage mich, wie ich mich so in einem Menschen irren konnte.
Wir kennen uns fast mein ganzes Leben.

Kommentare

  1. "Was soll ich denn tun, wenn ich dich anfassen will? Dann muss ich das doch."
    "Ich kann nichts dafür, dass du scharf bist."
    "Du tust ja gerade so, als hätte ich dich vergewaltigt."
    "Nicht, dass du jetzt zu einer frigiden Trulla wirst!"

    verstehe ich nicht. den kontext.

    aber egal. wenn jemand, etwas tut, was ein anderer nicht möchte, dann ist das ein no go.
    wir müssen uns natürlich daran erinnern, dass wir zeichen setzen. in sprache, gestalt oder mimik. das kann falsch verstanden werden.

    ich setze da immer auf ehrlichkeit. sagen, sprechen, was man will oder denkt. in zukunft wünsche ich dir dass dir/euch das gelingt. das ist der schlüssel.

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    1. Was Zeichen, Mimik und Gestik angeht, bin ich nicht deiner Meinung. Wenn ich jemandem sage, dass ich von ihm nicht angefasst werden will, dann will ich das nicht.
      Und die oben aufgeführten Gründe, die du ganz oben in deinem Kommentar auflistest, sind - in meiner Welt - vollkommen idiotisch. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, jemanden gegen seinen Willen anzufassen.

      Ich werde mit ihm gar nicht mehr (darüber) sprechen. Denn ehrlich war ich, als ich mehrfach "nein" gesagt habe und er das ignoriert und sich unterdessen über mich lustig gemacht hat.
      Im besten Fall sehen wir uns niemals wieder.

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  2. Nein heißt nein. Wenn er das nicht respektieren kann, ist er der Falsche für Dich.
    Sag´ es ihm. Habe den Mut. Danach wird es Dir besser gehen.
    Und denke daran: ER hat den Fehler gemacht, nicht Du.
    Ich drück´ Dir alle Daumen, Du musst aus diesem Seelendilemma raus.

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    1. Hab ich ihm schon gesagt. Aber das hätte ich mir auch sparen können. Wobei - es hat mir die Entscheidung, welche Konsequenzen ich ziehe, wesentlich erleichtert.

      Und jetzt bleibt nur: Abhaken. Weitermachen.

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  3. "Du musst aufpassen, dass du durch dein Verhalten nicht bald als frigide angesehen wirst" hat mir auch mal jemand um die Nase geknallt, als ich NEIN gesagt habe.
    Verletzter männlicher Stolz von innerlich unsicheren Männern (das merkt man ihnen aber nicht an), die andere klein machen müssen, um sich größer zu fühlen. Weiß ich heute. Damals wusste ich es leider noch nicht.
    Allein daran, dass er dich trotz deiner Ignoranz ihm gegenüber immer noch zu kontakten versucht, zeigt, wie klein er in Wahrheit ist und sich auch fühlt. Und das will er unbedingt korrigieren. So seh ich das.

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    1. Hm. Um ehrlich zu sein, kann ich mich gegen den Rest Hoffnung nicht wehren, dass er deshalb versucht, den Kontakt zu mir herzustellen, weil er seinen Fehler eingesehen hat. Aber wer weiß.

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  4. Sprich darüber. Schreib es nieder. Sonst eitert es.

    Gruß aus Taormina

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    1. Ja. Irgendwann bestimmt.
      Immerhin habe ich angefangen, darüber zu schreiben. Das ist vielleicht ein Anfang...

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  5. Du hast das einzig Richtige getan, Konsequenzen zu ziehen. Denn so ein Übergriff ist inakzeptabel und seine Argumentation ist ein Schlag ins Gesicht und einfach nur dumm. Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Frieden wiederfindest.

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