Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von allem

Läuft. Bei mir. Aber läuft so richtig scheiße.
Ich hoffe von Tag zu Tag, dass es besser wird.
Aber es wird immer nur beschissener.

Ich war immer gut darin, bei den harten Phasen so richtig abzusahnen. Als zum Beispiel mein Vater im Koma auf der Intensivstation lag, habe ich zeitgleich meinen einen Opa beim Sterben begleitet und den anderen Opa täglich im Krankenhaus besucht, wo er wegen Nierenkrebs lag. Achso, und meine Masterarbeit sowie diverse Abschlussprüfungen habe ich in dieser Zeit auch geschrieben. - Das ist eine Geschichte, die mir niemals jemand glauben würde, der mich nicht persönlich kennt.

Und gerade scheine ich mich wieder in so einer Phase zu befinden, in der alles einfach nur Mist ist. Denn selbst wenn ich versuche auszublenden, dass ich vor knapp drei Wochen ein Kind verloren habe und mir der Tod von Friedrich II ziemlich nahe gegangen ist, obwohl er "nur" ein Fisch war, würde es mir schon ausreichen, dass Sonnensteinchen gerade in der Tierklinik ist, um mich so richtig scheiße zu fühlen. Der Gedanke, dass sie dort alleine ist und ich nicht bei ihr bin, ist furchtbar. Aber das reicht noch nicht. Heute ist jemand gestorben, der mir sehr viel bedeutet hat. Und obwohl es immer irgendwie klar war, dass dieser Tag irgendwann kommen wird, hat mich der Tod vollkommen unvermittelt kalt erwischt. Weil so gar nicht klar war, dass dieser Tag heute sein könnte.

Alles, was ich jetzt noch spüre, ist, dass mir die Kraft ausgeht.
Vor allem spüre ich es daran, dass ich mir gerne eine Rasierklinge aus dem Bad holen möchte, um sie mir in die Handinnenfläche zu legen und einmal, fünfmal, siebenmal die Hand zur Faust zu ballen. Ich will Ausgleichsschmerz schaffen. Aber dafür bin ich mit 32 Jahren zu alt. Also sollte ich einen anderen Weg finden, mit Schmerz umzugehen: Ich versuche, ihn auszuhalten.
Und ich hoffe. Ich hoffe wie verrückt, dass Sonnensteinchen wieder gesund wird.
Sie muss, sie muss, sie muss.
Sie muss einfach.

Kommentare

  1. Sonnensteinchen wird gesund. So ist der Plan.

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    1. Hach. Herr DrSchwein. Ich habe bei jedem Kommentar von dir so sehr gehofft, dass du recht hast. Ich danke dir dafür wirklich von Herzen!
      Es geht ihr sehr viel besser...

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  2. ich drück deiner katze die daumen.

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