Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Tagebuchsachen

Zurzeit bin ich ziemlich verletzlich. Ich merke das daran, dass sich meine Haut am Ende des Tages so dünn anfühlt, als könnte sie unter der leichtesten Berührung reißen. Das ist ein Gefühl, dass ich kaum auszuhalten vermag. Und dem ich früher mit Rasierklingen entgegengewirkt habe. Um Kontraschmerz zu schaffen. Heute versuche ich es auszuhalten. So lange wie möglich. Und bohre maximal den Fingernagel meines Zeigefingern so stark ich kann in meine Daumenkuppe. Das hilft für den Augenblick. In diesen Momenten fühle ich mich regelrecht autistisch. Denn das, was ich eigentlich bräuchte, wäre eine viel zu feste Umarmung, die ich auf jeder Faser meiner Haut spüren und aus der ich mich nicht lösen könnte. Oder jemanden, der seine Hände behutsam um meine Handgelenke schließt, den Daumen dorthin schiebt, wo man den Puls fühlen kann. Die - für mich - intimste Berührung der Welt.

Momentan versuche ich mich von allem, was ein potentielles Verletzungsrisiko birgt, fernzuhalten. Von entsprechenden Gegenständen. Und von Menschen, die mir gefährlich werden könnten. In den letzten ein, zwei Jahren sind mir Teile der Naivität und der Gutgläubigkeit, mit denen ich vorher auf mir unbekannte oder auch lange bekannte Menschen zugegangen bin, abhandengekommen. Das ist doof. Ich habe es immer an mir gemocht, dass ich vollkommen unbedarft auf andere Menschen zugehen konnte. Es ist zweifellos schwerer geworden, sich mein Vertrauen zu verdienen. Früher habe ich es freigiebig verschenkt. Heute achte darauf, wem ich es anvertraue. Und misstraue manchmal sogar. Ohne einen legitimen Grund dafür nennen zu können. Das ist nicht gut. Viel lieber will ich grundsätzlich vom Guten ausgehen. Das Gute in allem und jedem sehen. Überall.

Kommentare

  1. Ach Muschelmädchen! Ich kann Dich leider nur virtuell umärmeln ...

    Ich kenne die Diskrepanz zwischen "Vertrauen schenken" und "Vertrauen erarbeiten". Bei mir ist inzwischen auch eher das "Erarbeiten" angesagt. Vertrauen ist ein hohes Gut, da muss man mit dem "Verschenken" schon sparsam und vorsichtig umgehen.

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    1. Danke für die Umärmelung.
      Vielleicht aber sollten wir uns viel mehr und viel öfter verschenken?
      Mut zum Risiko.

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