Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Mausefallen

"Ich glaube, dass die Angst, die man hat, wenn man an einem Abgrund steht, in Wahrheit vielmehr eine Sehnsucht ist. Eine Sehnsucht, sich fallen zu lassen - oder die Arme auszubreiten und zu fliegen."

(Isabel Abedi: Whisper)
...
Ab und an wird meine Welt von dem Gefühl durchzogen, den Menschen gegenüber, die mir nahekommen und mich berühren, zu leicht zerbrechlich zu sein. Dann neige ich dazu, in alte Verhaltensmuster zurückzukippen:
Ich will diesen Menschen Fallen stellen und sie dazu bringen, mich zu verletzen, damit ich einen Grund habe, mich zurückzuziehen und aufkommender Nähe zu entgehen. Seitdem ich das erkannt habe, bin ich regelmäßig damit beschäftigt, mich selbst aufs Kreuz zu legen und gehe ganz offen damit um, indem ich meine Seele auf dem Silbertablett präsentiere. Oder ich flüchte und ziehe mich sofort zurück. Was aber passiert wohl, wenn ich anfange, mich gegen die Angst zu wehren und mich von der Sehnsucht tragen lasse?

Manchmal schrumpfe ich mich in Gedanken. Dann stelle ich mir vor, dass ich auf der Handfläche eines mir nahestehenden Menschen stehe und mich an seinem Daumen festhalte. Bestimmt würde es sich geborgen anfühlen, wenn er seine Hand behutsam um mich herum schließen würde, gerade so, dass ich frei bleiben und zwischen seinen Fingern hindurchschlüpfen könnte, wenn ich es denn wollte. 
Für die Zukunft wünsche ich mir einen Menschen, der eines Tages seine Hand um mich legt und auf mich aufpasst, ohne mich einzusperren. Der es erkennt, wenn ich Panik bekomme und mich in solchen Momenten erdet. Der mich wertschätzt, liebkost und in meinem Sinne denkt, wie ich es in seinem tue. Ich wünsche mir das Vertrauen, genau das zuzulassen. Die Zeit, genau das wieder zu lernen. Und den Mut, meine Mausefallen abzuschaffen.

Kommentare

  1. Ich glaube mittlerweile, dass es verdammt schwer ist, einen Menschen zu finden, der einem sowohl die nötige Freiheit lassen als auch das richtige Maß an Geborgenheit vermitteln kann. Vielleicht ist es sogar unmöglich, weil es doch recht viel verlangt ist und das Freiheitsbedürfnis darüber hinaus auch unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Und ich muss dir gestehen, dass ich nichts mehr hasse, als vereinnahmt zu werden. Wenn ich jemanden mag, komme ich alleine zurück/suche den Kontakt. Alles andere macht mich rasend und lässt mich die Flucht ergreifen, auch auf die Gefahr hin, dass ich sehr viele Menschen vor den Kopf stoße... und das tue ich... meistens unabsichtlich, aber nicht immer...

    Vielleicht üben Häfen deshalb eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Ein Ort zum Ankommen und Ankern und zugleich der Ausgangspunkt für neue Reisen. ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das kann ich verstehen. Und ich glaube auch, dass es sehr schwer ist, einen Menschen zu finden, der einem die nötige Freiheit lässt und dennoch das richtige Maß an Geborgenheit vermitteln kann. Zudem denke ich, dass es ebenso schwierig ist, ein solcher Mensch zu sein. :-) Aber vielleicht kann man den Versuch anerkennen, so es denn ein ernster Versuch ist. Denn auch er ist ja bereits wertvoll.

      Bei deinen Zeilen musste ich daran denken, dass das bei mir ähnlich ist: Ich will gerne viel. Und tue gerne viel. Aber sobald man von mir fordert, dass ich etwas wollen oder tun soll, fühle ich mich unter Druck gesetzt und blockiere total. Dann kann ich nicht mehr von alleine wollen und werde zum Kaninchen vor der Schlange.
      Mmh. Ist das nachvollziehbar?
      Oder klingt das nach wirr aneinandergereihten Worten?

      Löschen
    2. Klingt absolut nachvollziehbar. Bei mir ist es kein Kaninchen, sondern ein äußerst bockiger Esel. ;)

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis